Senkstein/Ebenhütte:
Auf die Almen der östlichen Veitschalpe
Die Veitschalpe ist ein langgezogener Gebirgsstock in den steirischen Kalkalpen, die an ihrer baumfreien, hügeligen Hochfläche von West nach Ost stufenweise über 500 Meter an Höhe verliert. Fast alle Tourenbeschreibungen führen im westlichen Bereich zur Hohen Veitsch (1.981 m), dem höchstgelegenen Gipfel auf der Veitschalpe, und zum Graf Meran Haus (1.836 m). Daher trifft man im wunderschönen Almgebiet der östlichen Veitschalpe (Abb. 1) vergleichsweise wenige Wanderer. Unser Wandertipp führt von Dobrein westlich von Mürzsteg über teilweise steiles, felsiges und abschüssiges (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig!) Waldgelände hinauf zum Senkstein (1.407 m) und dann über sanfte Almböden zur Ebenhütte (1.444 m).
Der Ausgangspunkt (ca. 805 m) unserer Tour liegt westlich, knapp außerhalb des Ortsgebietes von Mürzsteg. Von der Straße auf das Niederalpl – ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen zur Hohen Veitsch – biegt links (in südliche Richtung) eine schmale Straße ab, auf der man mit Hilfe einer Brücke den Dobrein Bach quert. Am besten parkt man hier gleich seinen PKW und wandert gemütlich Richtung Süden auf der Forststraße (Schranken) in den Oberen Brunntalgraben (Abb. 2). Zuerst geht es rechts entlang eines hohen Zaunes, dann verlässt man nach etwa 5–-7 Minuten die Forststraße und zweigt rechts in den Wald ab. Am Ende einer Lichtung wendet sich unser Weg (Nr. 466) für kurze Zeit nach Westen (rechts) und wird zu einem schmäleren Steig. Wieder Richtung Süden geht es nun durch ein bachloses Tal auf schmalem, ein wenig steinigem Steig kontinuierlich aufwärts. Ein etwas engerer und steilerer Talabschnitt wird mit Hilfe einer Serpentine auf der rechten Talseite überwunden. Dann geht es am Talsteig weiter aufwärts. Nach etwa 35–45 Minuten vom Ausgangspunkt quert unser Steig etwas oberhalb der 1000-Meter-Marke eine Forststraße. Beim nun folgenden Wegabschnitt wird eine ca. 100 Hm (Höhenmeter) umspannende Steilstufe mit Hilfe langgezogener Serpentinen bezwungen. Ein gut zu gehender Waldweg führt uns schließlich hinauf zu einem Kamm. Kurz bevor man diesen erreicht, erinnert ein altes, kaum mehr lesbares Wegkreuz, dass man sich auf einem der Mariazeller Wallfahrtswege befindet. Oben am Kamm angekommen, geht es nun halblinks in offeneres Gelände. Von hier hat man erstmals einen schönen Blick Richtung Mürzsteg und auf die nördlich von uns gelegenen Gipfel (Abb. 3). Der Blick reicht von der Rax im Osten weiter zur Schneealpe, zum Göller, den beiden Proles-Gipfeln, dem Großen und Kleinen Königskogel bis hin zur Wetterin im Westen.
Doch bald schon erreicht unser wenig begangener Steig wieder Waldgebiet und es wartet die heikelste Stelle unseres Aufstiegs: Zwar nur leicht ansteigend windet sich der aber recht schmale und abschüssige Steig teilweise entlang von Felsen auf einer Geländekante ein längeres Wegstück aufwärts. Hier sind auf jeden Fall Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit erforderlich! Eine dann folgende steile Felspassage wird von unserem Steig so umgangen, dass es hier keine Probleme geben sollte. Nachdem der Steig auf die andere Seite des sehr steilen, wasserlosen Tales gewechselt hat, wird die nun links von uns liegende, ca. 150 Hm hohe Steilstufe mit Hilfe von zahlreichen Serpentinen auf zwar schmalem, aber leicht und sicher begehbarem Steig bezwungen. Auch dabei wird ein den Weg versperrender Felsen sicher umgangen. Nach etwa 1¾–2,0 Stunden vom Ausgangspunkt erreicht man die höchste Stelle der Steilstufe (ca. 1.345 m) und das Landschaftsbild (Abb. 4) ändert sich schlagartig: Man befindet sich nahe einer Jagdhütte – eine weitere, auf vielen Plänen eingezeichnete Jagdhütte ist vom Weg aus nicht sichtbar – und blickt hinauf auf das sanft-hügelige Almgebiet der östlichen Veitschalpe.
Die Jagdhütte wird nun auf einem am Anfang ebenen und dann angenehm ansteigenden Wiesenpfad in einem weiten Bogen – zuerst westseitig und dann südseitig – umgangen. Halblinks geht es dann hinauf zum Senkstein, an dem der Weg links vorbeiführt. Es lohnt sich aber, die wenigen Schritte bis zur höchsten Stelle zu gehen, denn es bietet sich von hier heroben wieder ein schöner Ausblick auf die nördlich von uns gelegenen Berge, aber auch auf die höher gelegenen Gebiete der Veitschalpe (Abb. 5) im Südwesten sowie auf die Almböden (Abb. 6), die auf einem Richtung Süden verlaufenden Kamm liegen. Auf den Almböden geht es nun fast gemütlich aufwärts. Gleich nach dem Senkstein passiert man ein besonderes Naturdenkmal: In der Umgebung von Nadelbäumen steht – durch einen Zaun geschützt – eine kleine, einsame Linde (Abb. 7), die scheinbar aus einem mächtigen, alten und bereits morschen Stamm neu gewachsen ist. In weiterer Folge umgeht der Wiesenpfad zwar die zwei kleinen, hier liegenden Graserhebungen, aber man sollte diese unbedingt besteigen und die Aussicht (Abb. 8) genießen. Nach rund 15–20 Minuten vom Senkstein erreicht man bei der Ebenhütte (1.444 m, Abb. 9) das Hauptplateau der Veitschalpe.
Bei dieser im Sommer bewirtschafteten, sehr gastfreundlichen Almhütte endet nach ca. 2¼–2½ Stunden und rund 550 bewältigten Hm unser Wandertipp. Man kann die Tour aber beliebig ausdehnen: Zum Beispiel kann man auf einer Forststraße in 30–40 Minuten nach Osten zu den Veitschalmhütten und zur bewirtschafteten Grundbauernhütte wandern (zusätzliche 120 Hm für Hin- und Rückweg). Auch bieten sich im Süden mit dem Ramkogel (1.628 m) und dem Sperrkogel (1.716 m) zwei weitere Gipfelziele an, wobei man teilweise seinen Weg durch Latschen finden muss. Sehr lange und aufwendig ist der Weg Richtung Westen zum Graf Meran Haus und zur Hohen Veitsch.
Wir aber kehren mit der schönen Aussicht zur Schneealpe und zur Rax (Abb. 10) sowie zum Göller (Abb. 11) über die Almböden zurück zum Senkstein und zur darunter liegenden Jagdhütte. Sehr vorsichtig geht es die Steilstufe, die Felspassage und die schmale und abschüssige Geländekante (Abb. 12) abwärts. Bei der kurzen Passage über offenem Gelände sollte man nochmals den schönen Blick Richtung Norden genießen, bevor es im Wald wieder zurück zum Ausgangspunkt geht. Für den gesamten Abstieg muss man etwa 1½–1¾ Stunden einplanen.
Geogr. Länge/Breite: 15°28‘34‘‘/47°40‘18‘‘
Rechtswert (UTM): 535760 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5279930 m (Zone: 33 N)