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Türnitzer Höger von Süden:
Zwischen der Türnitzer und der Unrecht Traisen
Türnitzer Höger von Süden Abbildung 1
Abb. 1

Wanderungen zu den Gipfeln der niederösterreichischen Voralpen werden oft als leicht und unspektakulär belächelt. Dass dies zumeist zu Unrecht geschieht, beweisen auch die langen, zumindest Trittsicherheit verlangenden Touren auf den Türnitzer Höger (Abb. 1), der zwischen den Tälern der Türnitzer Traisen und der Unrecht Traisen liegt. Üblicherweise werden jene beiden Aufstiege – oft auch in Kombination – , die in Türnitz im Westen bzw. in Furthof im Osten dieser markanten Berggestalt ihren Ausgangspunkt haben, beschrieben. Unser Wandertipp beginnt aber im kleinen Weiler Traisenbachrotte im Süden des Türnitzer Högers.

Der Ausgangspunkt der nachfolgend beschriebenen Tour befindet sich am Ende der öffentlich befahrbaren Straße (ca. 5,5 km von Türnitz) in der Traisenbachrotte beim Hofbauer-Hof. Dort weist eine Wandertafel in Richtung Norden auf eine Forststraße, die zuerst vorbei am Hofbauer-Hof, dann an weiteren Höfen und Häusern fast eben entlang des Gurgelbaches in ein Seitental der noch sehr "jungen" Traisen führt. Nachdem man den großen Högerhof mit seinen fast skandinavisch anmutenden Garagen-Häuschen erreicht hat, gelangt man nach rund 15 Minuten zu einer Abzweigung. Wir verlassen hier das Gurgelbachtal, halten uns links und wandern weiter in den engen, teilweise klammartigen Högerbachgraben (Abb. 2). Zuerst nur mäßig steil, wird, je mehr wir uns dem Talschluss – die vielen abzweigenden Forstwege ignorierend – nähern, unser Anstiegsweg auf den Türnitzer Höger desto steiler. Nach rund 75–90 Minuten zweigen wir für einen kurzen, aber steilen Abkürzer von der Forststraße ab und durchwandern in rund 10 Minuten auf einem breiten Steig einen Graben, an dessen oberen Ende wir die Forststraße nochmals queren.

Obwohl wir bis hierher bereits ca. 400 Hm (Höhenmeter) bewältigt haben, beginnt jetzt erst der eigentliche Aufstieg. Ein schmaler Steig, der nun in Richtung Westen verläuft, führt – den Berghang querend – sehr steil aufwärts. Bei diesem Wegteil ist vor allem bei Nässe Trittsicherheit erforderlich. Nach etwa 15 Minuten wendet sich unser Weg wieder Richtung Norden und führt nun wieder etwas breiter, aber weiterhin steil, auf einem Bergrücken hinauf auf eine große Wiese in ca. 1.100 Meter Höhe, auf der man erstmals die Türnitzer Hütte, die unweit des Gipfels liegt, weit oben erblicken kann (Abb. 3). Von dieser Wiese, die wir überqueren, hat man erstmals auch einen schönen Blick auf die weit höheren Gipfel der niederösterreichisch-steirischen Kalkalpen (Abb. 4). Wir gelangen am oberen Ende der Almwiese erneut in ein Waldstück, in dem wir wieder steil – teilweise auf lehmigem, bei Feuchtigkeit rutschigem Boden – zu einem Sattel aufsteigen, auf dem hintereinander zwei Wege, zuerst jener von der Gschwendt Hütte und dann der Aufstiegsweg von Furthof, auf unseren Steig treffen. Das letzte, gemeinsame Aufstiegsstück führt nun in Richtung Westen in etwa 15–20 Minuten über offenes Gelände hinauf zur Türnitzer Hütte (Abb. 5) und zu dem dahinter liegenden Gipfelkreuz (Abb. 6), das sich auf 1.372 m befindet. Für den gesamten Aufstieg, bei dem man rund 850 m bewältigt, sollte man etwa 2½–3,0 Stunden einplanen.

Obwohl wir uns noch weit unter der Baumgrenze befinden, sollte man auf jeden Fall den balkonartigen Blick in die wundervolle Bergwelt genießen, der vom Schneeberg im Osten (Abb. 7) bis zum Toten Gebirge im Westen reicht. Unübersehbar ist dabei natürlich der mächtige Ötscher (Abb. 8), der nur rund 25 Kilometer westlich vom Türnitzer Höger entfernt liegt. Im Nordosten vom Türnitzer Höger liegen Muckenkogel und die Kloster-Hinter Alpe (Abb. 9) sowie im Osten die Reisalpe (Abb. 10).

Für den Abstieg vom Türnitzer Höger zurück zum Ausgangspunkt bieten sich zwei Varianten an: Am schnellsten und technisch auch am einfachsten geht es auf der Aufstiegsroute, für diese Variante benötigt man etwa 2,0–2½ Stunden. Wesentlich länger und um einiges schwieriger ist der Abstieg, wenn man die Wanderung zur Rundtour ausdehnt. Der Abstieg über den Westgrat des Türnitzer Högers, der gleichzeitig auch der direkte Weg von Türnitz auf den Höger ist, verlangt an einigen Stellen unbedingt Trittsicherheit, belohnt wird man mit einigen reizvollen Ausblicken – zum Beispiel zum Hohenstein (Abb. 11) und Richtung Türnitz mit dem Eisenstein im Hintergrund (Abb. 12), (Abb. 13) sowie natürlich immer wieder zum alles überragenden Ötscher (Abb. 14) – und einem für Wanderer überaus interessanten Wegverlauf. Gleich nachdem man vom Gipfelkreuz aufgebrochen ist, wartet eine kleine, steinige Steilstufe, weiter geht es dann aber relativ angenehm, entweder direkt auf dem schmalen Bergkamm oder knapp links daneben, die steilen, südlichen Abhänge des Türnitzer Högers querend. Diese Lage hat den Vorteil, dass dieser Weg normalerweise auch im Spätherbst bzw. bereits bald nach Frühlingsbeginn fast schneefrei begangen werden kann. Nach ca. 30–45 Minuten erreicht man einen Sattel (ca. 1.150 m), auf dem der schwierigste Wegteil (Trittsicherheit erforderlich!) beginnt: Zuerst muss eine kurze, aber sehr steile Gegensteigung bewältigt werden, dann geht es auf einem sehr schmalen Steig neben Felsen immer wieder in steilen Geländestufen abwärts. Im Anschluss wird der Steig wieder etwas angenehmer und nach insgesamt 1½–2,0 Stunden Gehzeit vom Gipfel gelangt man wieder in einen Sattel (ca. 840 m), in dem eine Forststraße den Türnitzer Auf- bzw. Abstiegsweg kreuzt.

Wir verlassen den Abstiegsweg nach Türnitz und steigen nicht zum Geyerstein auf, sondern biegen links auf die Forststraße ab. Auf dieser wandern wir hauptsächlich Richtung Süden zwischen Geyerstein (885 m) und Felber Kogel (724 m) auf der rechten Seite und Schobergupf (965 m), den wir schon länger vor uns haben, auf der linken Seite in etwa 40–45 Minuten abwärts in den Talboden eines Seitentales und von dort talauswärts zurück in das Traisenbachtal. Vor allem im Herbst, wenn sich die Blätter verfärben, ist dieser Teil des Abstiegs sehr reizvoll (Abb. 15). Um wieder zum Ausgangspunkt unserer langen, teilweise recht anstrengenden Tour zu gelangen, müssen wir jetzt knapp 2 km taleinwärts leicht ansteigend Richtung Osten marschieren. Für den gesamten Abstieg vom Türnitzer Höger, bei dem etwa 50 Hm an Gegensteigungen anfallen, sollte man unbedingt rund 3,0–3½ Stunden berechnen.

HM/Zeit:
Vom Hofbauer-Hof durch das Gurgelbachtal auf den Türnitzer Höger rund 850 Hm in 2½–3,0 Stunden (Aufstieg) bzw. 2,0–2½ Stunden (Abstieg), für die Abstiegsvariante auf dem Weg Richtung Türnitz sollte man unbedingt rund 3,0–3½ Stunden inkl. Gegensteigungen von ca. 50 Hm berechnen.
Zeitraum:
März–November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Teilweise steile, lange Rundtour, aber im Großen und Ganzen technisch einfache Wanderung, die aber speziell am Abstiegsweg Richtung Türnitz immer wieder auch Trittsicherheit erfordert. Einige Wegteile können bei Nässe recht rutschig sein;
Highlights:
Blick vom Türnitzer Höger zu den niederösterreichisch-steirischen Kalkalpen, zum Ötscher und zu den Gipfeln der umgebenden Voralpen; der für halbwegs geübte Wanderer interessante Abstiegsweg am lang gezogenen Kamm Richtung Türnitz;
Anfahrt:
Auf der Bundesstraße B 20 (Verbindung von St. Pölten an der Westautobahn A 1 im Norden über Mariazell nach Kapfenberg an der Schnellstraße S6 im Süden) bis nach Türnitz. Westlich des Ortszentrums Richtung Süden abbiegen, nach ca. 2 km links abzweigen und ca. 3,5 km bis zum Ende der öffentlich befahrbaren Straße fahren und dort parken.
Einkehr:
Türnitzer Hütte
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 15°30‘41‘‘/47°53‘38‘‘
Rechtswert (UTM): 538230 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5304640 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4205
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