Kienthalerhütte/Fleischer Gedenkstein:
Tourstart im idyllischen Höllental
Über 1.500 Hm müssen trittsichere Bergwanderer überwinden, wenn sie aus dem niederösterreichischen Höllental zum Klosterwappen, dem Gipfel des Schneebergs, aufsteigen wollen. Auf diejenigen, die an einem Tag hinauf- und auch wieder hinunterwandern wollen, wartet eine mindestens 8 Stunden dauernde, sehr anstrengende Tour. Diese führt an den Südwest-Hängen (Abb. 1) des höchsten Berges Niederösterreichs zuerst durch felsenreiches und später über steiles Grasgelände. Da den meisten Freizeitsportlern diese Mühen doch zu groß sind, empfiehlt es sich, eine auf dem Weg liegende Zwischenstation als Tourziel zu wählen. Dafür kommen am besten die Kienthalerhütte oder etwas weiter oben der Fleischer Gedenkstein in Frage, wohin auch unser nachfolgender Wandertipp führt.
Schon auf dem Weg zum Ausgangspunkt, dem Weichtalhaus, kommt man bei der Fahrt auf der Bundesstraße B 27 durch das Höllental, das von der Schwarza (Abb. 2) durchflossen wird, auf Grund der atemberaubenden Felslandschaft kaum mehr aus dem Staunen. Trotz der Enge des Tals steht bei Km 19,2 ein am Wochenende meist ziemlich voller, großer Parkplatz (ca. 540 m) zur Verfügung. Außerdem gibt es bei einer nahen Brücke über die Schwarza eine Bushaltestelle. Wenige Schritte sind es dann zum leicht erhöht liegenden Weichtalhaus (547 m, Abb. 3). Bei diesem ist nun die Entscheidung zu treffen, ob man rechts durch die "schwarze" (technisch schwierige) Weichtalklamm (Abb. 4) wandert oder links an der Schutzhütte vorbei den technisch wesentlich einfacheren Ferdinand-Mayr-Weg zum Aufstieg wählt, von dem es immer wieder imposante Ausblicke in die uns umgebende Felsenlandschaft (Abb. 5) gibt. Obwohl viele Wanderer – auch mit Kindern – die beiden Routen kombinieren (aufwärts durch die Weichtalklamm, abwärts über den Ferdinand-Mayr-Weg), konzentrieren wir uns bei diesem Wandertipp auf die gut ausgebaute und großteils auch gepflegte Wegvariante. In vielen Serpentinen führt diese auf dem links vom Weichtalhaus liegenden Waldhang stetig aufwärts. Nach etwa 25–30 Minuten und rund 150 Hm über dem Ausgangspunkt kommt man erstmals zum Rand des tief unter uns liegenden Grabens, durch den die Weichtalklamm führt. Ein Gedenkkreuz – später folgt am Weg zur Kienthalerhütte noch ein weiteres – erinnert uns daran, dass man im steilen, felsigen Gelände trotz des meist breiten, gut gepflegten Weges stets auf seine Schritte, aber auch auf das Wetter achten muss.
Nun in Richtung Norden marschierend meistert man problemlos eine etwas engere Wegstelle. Bald schon wendet sich unser großteils breiter Steig nach links bergwärts und überwindet die nächste Höhenstufe. Erneut gelangt man zum Rand des Grabens, doch jetzt hat man auf einer über längere Zeit fast ebenen, auf einem schmalen Geländeband (Schwindelfreiheit!) führenden Wegstrecke auch immer wieder Sichtkontakt mit dem tief unter uns liegenden Talgrund und der uns gegenüberliegenden Rax – ein mehr als imposanter Anblick! Ein weiteres Mal wendet sich unser durchgängig gelb markierter Steig nach links weg vom Graben und die nächste Steilstufe wartet auf uns. Zuerst noch mit Unterstützung von Serpentinen, folgt dann ein geradeaus bergauf führendes, teilweise etwas dichter bewachsenes Wegstück. Nachdem man dieses verlassen hat, folgt ein in Serpentinen zu besteigender Waldhang, an dessen oberem Ende (ca. 1.115 m) eine Forststraße auf uns wartet. Auf dieser wandert man Richtung Norden nur mäßig ansteigend etwa 10–15 Minuten, bevor man mit Blick zum felsigen Turmstein (Abb. 6), der unmittelbar neben der Kienthalerhütte aufragt, zu der Wegkreuzung (ca. 1.180 m) gelangt, wo unser Ferdinand-Mayr-Weg mit dem Steig aus der Weichtalklamm zusammentrifft. Für beide Wegoptionen benötigt man rund 1¾–2,0 Stunden, in denen man fast 650 Hm bewältigt.
Beide Aufstiegsvarianten führen nun gemeinsam – gelb markiert – weiter aufwärts. Es folgt das sicherlich technisch schwierigste Teilstück: Durch einen engen, steilen Graben geht es über Geröll aufwärts. Speziell bei Nässe ist Trittsicherheit notwendig und Vorsicht - speziell beim späteren Abstieg - geboten. Schon bald ist der Steig aber wieder weniger mühsam zu begehen. Er wendet sich nach links aus dem Graben und führt über einen steil abfallenden Waldhang hinauf zu einem Kamm (ca. 1.280 m). Auf diesen biegen wir rechts ab und wandern – weiterhin steil – hinauf Richtung Kienthalerhütte. Auf einer Lichtung geht es rechts vorbei am Turmstein (Abb. 7) und dann stehen wir nach ein paar Stufen vor der bei Bergwanderern beliebten Schutzhütte (1.380 m, Abb. 8). Für den Anstieg, bei dem knapp 850 Hm zu bewältigen sind, benötigt man rund 2½–2¾ Stunden.
Da es von der Kienthalerhütte praktisch keine Aussicht gibt und die Besteigung des Turmsteins nur Kletterern vorbehalten ist, raten wir zu einer Verlängerung der Tour. Auf dem einzigen aufwärts führenden Steig, von dem schon bald rechts der Südliche Grafenbergsteig (Richtung Schneebergbahn-Haltestelle Baumgartner) abzweigt, geht es nun steinig, steil und in Serpentinen aufwärts. Immer wieder stößt man vor allem in Kurven, aber auch in geradeaus führenden Passagen auf Felsboden, was aber kaum Probleme macht. Nach ca. 20–25 Minuten Aufstieg vom Schutzhaus kommt man zur nächsten Weggabelung (ca. 1.500 m). Neben einem weiteren Gedenkkreuz, dem Witzanikreuz, zweigt der weitere Aufstiegsweg rechts Richtung Osten zum Gipfel des Schneebergs ab. An dieser Stelle hat man Richtung Westen einen zwar etwas eingeschränkten, doch trotzdem schönen Blick zur gegenüberliegenden Rax und zu den Gipfeln der niederösterreichischen Voralpen (Abb. 9). Wenn man vom Witzanikreuz Richtung Schneeberg-Gipfel noch etwa 150 Hm aufsteigt, ist der Blick zur Rax (Abb. 10) noch um einiges imposanter!
Wir aber wandern bei der Weggabelung geradeaus weiter und schon bald fällt auf, dass sich der Landschaftscharakter geändert hat: Nicht mehr steil aufwärts im Wald, sondern fast eben über Lichtungen (Abb. 11) geht es weiter Richtung Nordosten. Nach einem kurzen Stück bergab und einer kleinen Steigung stehen wir nach ca. 35–45 Minuten (mit der Gegensteigung + 170 Hm) von der Kienthalerhütte vor dem Fleischer Gedenkstein (1.528 m, Abb. 12). Von der ihm umgebenden Wiese, die bereits zum Ochsenboden am Kuhschneeberg gehört, hat man Richtung Osten einen imposanten Blick zu den großflächigen, steil nach oben führenden Grashängen und der Wetterstation im Gipfelbereich des Schneebergs (Abb. 13).
Mangels Alternativen – zumindest wenn man nur einen PKW zur Verfügung hat – wandern wir auf dem Aufstiegsweg wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer anstrengenden Tour. Bis zur Kienthalerhütte benötigt man etwa 30 Minuten und von dieser ca. 1¾–2,0 Stunden bis zum Weichtalhaus. Man sollte zwar bei den wenigen Aussichtspunkten auf jeden Fall über die gewaltige Felslandschaft staunen (Abb. 14), aber man sollte auch stets – besonders im gerölligen Teil – auf den Weg achten!
Geogr. Länge/Breite: 15°46'12''/47°44'49''
Rechtswert (UTM): 557725 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5288465 m (Zone: 33 N)