Rax/Edelweißkogel:
Der wilde Norden der Rax
Wildromantisch und steil ragen die felsdurchsetzten Waldhänge im Nordteil des großflächigen Rax-Massives (Abb. 1) aus dem Höllen- und dem Naßbachtal. Im Gegensatz zum vor allem an sonnigen Wochenenden meist überlaufenen Süden ist man hier oft alleine unterwegs. Das liegt einerseits an der schlechten Erreichbarkeit und andererseits daran, dass die meisten Aufstiegswege wie der Kaisersteig und der Peter-Jokel-Steig im Nordwesten oder der Rudolfsteig und der Hoyossteig im Nordosten ein Minimum an Kletterfertigkeit erfordern. Der nachfolgende Wandertipp verbindet mit dem Schüttersteig beim Aufstieg und dem Großen Kesselgraben beim Abstieg zwei um einiges leichtere Wege, die aber auch Trittsicherheit und an manchen Stellen Schwindelfreiheit erfordern. Da der Ausgangspunkt im Naßbachtal und der Endpunkt der Tour im Höllental einige Kilometer voneinander entfernt liegen, benötigt man zwei Autos. Eine Fahrt mit dem öffentlichen Bus ist zwar möglich, aber auf Grund der Fahrpläne zeitlich schlecht koordinierbar.
Der Ausgangspunkt (ca. 665 m) dieser anstrengenden und langen Tour liegt im Naßbachtal zwischen den Orten Naßwald und Hinternaßwald am Beginn einer Forststraße, die zum Schüttersteig führt. Schon auf dem Weg dorthin durchfährt man – mit gebotener Vorsicht – eine sehr enge, imposante, an einen Canyon erinnernde Felsenklamm. Nach Querung des Naßbaches über eine Brücke geht es Richtung Osten zunächst gemütlich auf einem Forstweg mittels Serpentinen aufwärts. Schon bald zweigt rechts der Schüttersteig ab und führt noch mäßig steil, im Spätsommer oft verwachsen, weiter aufwärts. Schon bald öffnet sich der Blick auf die gegenüberliegenden Talseite (Abb. 2). Nach einer Forststraßen-Querung beginnen die Waldhänge und auch unser Steig steiler zu werden. Vorbei an einem Jägerstand folgt eine zwar ebene, aber schmale, leicht abschüssige Hangquerung. Langsam nähert man sich auf nun immer wieder steinigem Weg den ersten Felsen, die stets geschickt mit Serpentinen und weiteren Hangquerungen umgangen werden. Schon weiter oben öffnet sich auf einem Sattelpunkt (ca. 1.200 m) der Blick in ein imposantes Felsental (Abb. 3). Nun folgt Richtung Nordosten der anspruchsvollste Teil des Schüttersteiges: Innerhalb kurzer Zeit müssen zwei steinige und auch felsige Steilstufen (Abb. 4) bezwungen werden, was aber problemlos gelingt, wenn man entsprechend vorsichtig vorgeht. Nachdem man das geschafft hat, wird man mit schönen Ausblicken zum Großen Sonnleitstein im Westen (Abb. 5) und Richtung Südwesten zum Ameisbühel (Abb. 6), einem Gipfel der Schneealpe, belohnt. Bevor man nach etwa 2,0–2¼ Stunden, in denen man bereits etwa 700 Hm bewältigt hat, das waldreiche Zwischenplateau im Norden der Rax erreicht, muss noch eine längere, mühsame Hangquerung auf dem hier meist dicht verwachsenen, oftmals engen und abschüssigen Schüttersteig absolviert werden.
Oben angekommen, ändert sich das Landschaftsbild schlagartig: Der Weg ist nicht mehr steil, sondern wir befinden uns auf einer bewaldeten Ebene. Wir halten uns links und gehen wenige Minuten auf breitem Weg zur Schütterhütte, einer privaten Jagdhütte. Hier verlassen wir den markierten Weg, der rechts zum noch fernen Habsburghaus führt. Wir gehen links auf einer Forststraße die kurze Entfernung zu einer weiteren Jagdhütte, der schmucken Lochhütte (1.365 m, Abb. 7). Nun folgt ein längerer (ca. 20–25 Minuten), meist ebener Marsch Richtung Südosten auf einer Forststraße mit Blick links zum Schneeberg. Bereits parallel zum Großen Kesselgraben, durch den wir später absteigen werden, geht es in weiterer Folge zunächst leicht bergan und dann abwärts zu einer Wegkreuzung (1.360 m), bei der der Weg durch den Großen Kesselgraben zur Gloggnitzerhütte die Forststraße kreuzt.
Wir verlassen die Forststraße nach rechts und wandern nun auf einem teilweise etwas steinigen Steig weiter Richtung Süden. Im obersten Teil des hier nur mehr schwach ausgeprägten Großen Kesselgrabens geht es zunächst mäßig ansteigend hinauf Richtung Gloggnitzerhütte. Dann verlassen wir nach links den Graben, steigen neben diesem kurz etwas steiler auf, bevor die Steigung wieder angenehmer wird. Noch ein steilerer Anstieg und man steht 30–45 Minuten nach der letzten Weggabelung auf einer großen Wiese mit der Gloggnitzerhütte (1.550 m, Abb. 8). Wer noch schnell einen Gipfelsieg feiern möchte, kann auf einem deutlich erkennbaren, aber unmarkierten Wiesenpfad Richtung Norden rechts oberhalb des Oberen Kesselbodens zum Edelweißkogel wandern. Nach etwa 10 Minuten verlässt man den nach links abbiegenden Pfad und steigt geradeaus zwischen Latschen die wenigen Hm hinauf zum unscheinbaren, kaum auszumachenden Gipfel (1.581 m, Abb.9), von dem man den Schneeberg im Osten (Abb. 10) und den Rax-Höhenzug im Süden und Westen (Abb. 11) gut überblicken kann. Für den gesamten 950 Hm-Aufstieg über den Schüttersteig inklusive der Gegensteigung auf der Forststraße benötigt man rund 3,0–3½ Stunden.
Zum Abstieg ins Höllental wandern wir Richtung Süden zurück zur Gloggnitzerhütte, die nur an Wochenenden und an Feiertagen "einfach" bewirtschaftet wird, und von dort Richtung Norden weiter zur querenden Forststraße, die man auf den letzten Metern über eine Abkürzung erreicht. Man kann rechts abbiegend auch über die Forststraße absteigen, dies dauert allerdings viel länger als der geradeaus führende Abstieg durch den Großen Kesselgraben. Dieser beginnt ganz harmlos – mäßig auf breitem Weg absteigend (Abb. 12). Nach zwei kleineren Serpentinen und einer danach folgenden Richtungsänderung nach Nordosten wird unser Steig schmäler, steiniger und teilweise um einiges steiler (Abb. 13, Abb. 14). Haben bis hierher noch Waldhänge den Graben flankiert, durchwandert man hier teilweise recht enge Felsenschluchten. Immer wieder befindet sich auch Geröll auf dem Steig. An zwei bis drei steileren Felsstellen ist Trittsicherheit nötig. Bevor der Graben wieder seine Richtung ändert – nun geht es nach Südosten weiter –, steigen wir einen Hang abwärts in den wasserlosen Grabengrund.
Jetzt folgt ein längeres, gut begehbares und nur mäßig absteigendes Wegstück. Zum letzten Mal gibt es eine Richtungsänderung: Nun geht es wieder steiler absteigend nach Osten und – eine Felssturzstelle rechts umgehend – dem Schneeberg (Abb. 15) und dem Endpunkt unserer langen und anstrengenden Tour im Höllental entgegen. Neben einer Bushaltestelle und einem kleinen Parkplatz erreichen wir die Bundesstraße (559 m) und die etwas tiefer liegende Schwarza, die in diesem Teil gerne zum Wildwasserpaddeln genützt wird. Für den gesamten Abstieg, der mit über 1.000 Hm sogar etwas mehr Hm als der Aufstieg aufweist, benötigt man ca. 2½–2¾ Stunden.
Geogr. Länge/Breite: 15°40'54''/47°45'10''
Rechtswert (UTM): 551110 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5289055 m (Zone: 33 N)