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Großer Neukogel:
Steile Kammwanderung südlich von Gutenstein
Großer Neukogel Abbildung 1
Abb. 1

Schon im Biedermeier war der kleine Ort Gutenstein im Piestingtal für betuchte Wiener Bürger Treffpunkt für ihre Sommerfrische. Der sicherlich berühmteste war der Schauspieler und Dichter Ferdinand Raimund, der die kleine Gemeinde in den Wiener Voralpen liebte und viel Zeit hier verbrachte. Bekannte Theaterstücke wie „Der Barometermacher auf der Zauberinsel", „Der Bauer als Millionär" und „Der Verschwender" sind bis heute Fixpunkte auf den Programmen vor allem österreichischer Bühnen. Nach seinem Tod im Jahre 1836 wurde der berühmte Dichter auf seinen Wunsch hin in Gutenstein begraben. Die jährlich stattfindenden Raimundspiele sind seit 1993 Anziehungspunkt für Theaterfreunde von nah und fern. Aber auch zum Wandern lohnt sich ein Ausflug ins westliche Piestingtal. Der nachfolgende Wandertipp führt südlich der Raimundgemeinde auf den Großen Neukogel (Abb. 1). Aber gleich vorweg: Für Freunde schöner Rundblicke ist die hauptsächlich durch Waldgelände verlaufende Tour nicht geeignet, unterwegs gibt es nur wenige Aussichtspunkte.

Ausgangspunkt für die steile Kammwanderung sind die Parkplätze gegenüber vom Ferdinand Raimund-Museum (ca. 480 m) im Zentrum von Gutenstein. Zunächst geht es durch die von der Bundesstraße B 21 abzweigende Hoyosgasse ein paar Schritte Richtung Süden. Bei einem Wegkreuz biegt man dann links auf den Piestingtal-Radweg ab. Vorbei am im Familienbesitz stehenden prachtvollen Schloss Hoyos (Abb. 2) und an der örtlichen Volksschule geht es nun rund 10 Minuten Richtung Osten im Piestingtal talauswärts. Dabei wird die Piesting auf einer Brücke überschritten. Bei einer Wegkreuzung (ca. 475 m) verlassen wir den Piestingtal-Radweg und biegen rechts auf den grün markierten Taborweg (Abb. 3) ab. Mit Hilfe von Serpentinen wird eine erste Höhenstufe in wenigen Minuten auf einem gut begehbaren Steig bezwungen. Es geht bei einer Forststraßen-Querung links vorbei an einem alten Wasserbehälter (Abb. 4). Zunächst angenehm ansteigend, wird unser nun Richtung Süden verlaufender Steig auf dem breiten Bergrücken immer steiler und führt hinauf zu einer ersten Erhebung auf dem hier beginnenden Kamm (ca. 645 m), der uns ab jetzt ständig bei unserem Aufstieg begleitet. Immer wieder ansteigend, aber auch an einigen Stellen abfallend, geht es auf dem Kamm bzw. rechts neben diesem zu einem ersten Aussichtspunkt (670 m, Abb. 5). Hier blickt man Richtung Westen zum Residenzberg und zum Mariahilfberg, der diesem vorgelagert ist. Auf dem Hausberg von Gutenstein, dem Mariahilfberg, befindet sich eine von vielen Pilgern besuchte Wallfahrtskirche.

Ein paar Schritte abwärts wird eine neu errichtete Forststraße gequert. Nun folgt auf einem teilweise sehr schmalen Steig eine längere, nicht allzu steile Waldhang-Querung, wobei rechts unter uns eine weitere Forststraße und links über uns der Kamm verläuft, auf dem man nach und nach aufsteigt. Nach einem kurzen Stück auf dem Kamm erreicht man die Forststraße (ca. 760 m), der man – in diese rechts einbiegend – ein paar Schritte folgt. Wir verlassen sie wieder nach links und erreichen nach wenigen Metern die einzige Lichtung auf unserem Weg, von der man den Gipfelbereich des Großen Neukogels (Abb. 6) im Süden gut sehen kann. Erneut im Wald, geht es weiter aufwärts, wobei unser Steig nach einem gemütlichen Wegstück auf dem nun schmalen Bergkamm ein weiteres Mal sehr viel steiler wird. Nach rund 75–90 Minuten vom Ausgangspunkt erreicht man einen Vorgipfel (904 m) unseres Wanderziels. Hier wendet sich unser Steig Richtung Osten und führt leicht abwärts zu einem Sattel, der von uns überschritten wird. Wieder kontinuierlich ansteigend, geht es vorbei an einer links von uns befindlichen Felsgruppe (Abb. 7). Kurz nach dieser gibt es einen etwas eingeschränkten Blick Richtung Südwesten zum mächtigen Schneeberg (Abb. 8). Mit kleineren Gegensteigungen nähern wir uns nun von Norden dem sehr steilen Gipfelaufbau, zu dem unser Steig – als Direttissima – hinaufführt. Bei einer Gabelung im oberen Bereich kann man beide sich anbietenden Steige nehmen. Beide führen sehr steil hinauf zu einem neuen Forstweg (Abb. 9), auf dem wir nun – oder auf dem parallel verlaufenden Steig – die letzten steilen Hm hinauf zum Gipfelkreuz (Abb. 10) zurücklegen. Dieses befindet sich im Wald und bietet daher keine Aussicht. Für den gesamten Aufstieg, bei dem man mit den zahlreichen Gegensteigungen knapp 650 Hm bewältigen muss, sollte man etwa 2,0–2¼ Stunden einplanen.

Für den Rückweg bietet sich eigentlich nur der Aufstiegsweg an. Sollten Sie allerdings mit zwei Autos angereist sein, könnten Sie auf dem grün markierten Steig weiter Richtung Osten (Abb. 11) nach Pernitz absteigen. Ausschließlich Ortskundige sollten den unmarkierten und auch nicht beschilderten, sehr steilen Steig durch den Neukogelgraben, der Richtung Westen zum GH Brandstätterhof führt, nehmen und von dort durch das Längapiestingtal nach Gutenstein zurückkehren.

Wir aber wählen den Aufstiegsweg und steigen – vor allem bei nassen Bodenverhältnissen in den Steilpassagen auf dem ganzen Rückweg sehr vorsichtig – wieder zum Vorgipfel und über die Lichtung in etwa 35–45 Minuten zur ersten Forststraßen-Querung ab. Beim Verlassen der Forststraße wartet der wahrscheinlich schönste Ausblick der ganzen Tour auf uns, der Richtung Nordwesten (Abb. 12) zum Unterberg und hinab nach Gutenstein reicht. Wir wandern weiter zur zweiten Forststraßen-Querung und zum Aussichtsplatz Richtung Mariahilfberg. Wir gehen zum Kammende, von dort steil hinab zum alten Wasserbehälter und zur Abzweigung ins Piestingtal. Von dort geht es taleinwärts mit Blick zur Burgruine Gutenstein (Abb. 13) ein paar Hm ansteigend zurück zum Ausgangspunkt, den man nach ca. 1½–1¾ Stunden vom Gipfel des Großen Neukogels erreicht.

Noch ein Tipp: Zur Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg (Abb. 14), in deren Umgebung man auch einkehren kann, führt eine gut ausgebaute Bergstraße. Fleißige können natürlich auch zu Fuß die etwas über 200 Hm aufsteigen.

HM/Zeit:
Von Gutenstein auf den Großen Neukogel mit zahlreichen Gegensteigungen beim Auf- und Abstieg insgesamt ca. 700 Hm in 2,0–2¼ Stunden (Aufstieg) bzw. 1½–1¾ Stunden (Abstieg).
Zeitraum:
März–November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Technisch unschwierige, nicht allzu lange Tour, die vor allem in den teilweise sehr steilen Steig-Passagen doch etwas anstrengend ist. Vorsicht beim Abstieg bei nassen Wegverhältnissen.
Highlights:
Schöne, steile Kammwanderung; die Raimund-Gemeinde Gutenstein; Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg
Anfahrt:
Auf der Bundesstraße B 21 (Verbindung Südautobahn A 2 nach Mariazell) bis nach Gutenstein fahren und dort auf den Parkplätzen gegenüber vom Raimundmuseum (ca. km 31,1) den PKW abstellen. An- und Abreise auch mit dem öffentlichen Bus und der Piestingtalbahn möglich.
Einkehr:
Unterwegs keine Einkehrmöglichkeit; GH Brandstätterhof bei Abstieg durch den steilen Neukogelgraben, GH in Gutenstein und auf dem Mariahilfberg
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 15°53'21''/47°52'32''
Rechtswert (UTM): 566500 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5302870 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4206
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