Karlspitze/Jochspitze:
Die feucht-nasse Südseite des Plannerkessels
Die Planneralm, im Norden der Niederen Tauern gelegen, ist nicht nur ein beliebtes Skigebiet, sondern erfreut sich auch in der warmen Jahreszeit als Wandergebiet immer größerer Beliebtheit. Aber überlaufen sind die teilweise recht steilen, manchmal recht steinigen Wege und Steige nur selten. Das liegt auch daran, dass es unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten gibt, was sehr schade ist. Auch sind alle Lifte – im Gegensatz zur nahen Riesneralm – im Sommer außer Betrieb. Also muss man sämtliche sich anbietende Auf- wie Abstiege zu Fuß erledigen, was – wie beim nachfolgenden Wandertipp auf die Südseite des Plannerkessels (Abb. 1) – dann mühsam wird, wenn die Strecke auf nicht immer optimal gepflegten Steigen durch moorige Feuchtgebiete und in bzw. unmittelbar neben Bachbetten verläuft. Daher sollte man diese Tour nicht zur Zeit der Schneeschmelze im Spätwinter oder nach stärkeren Regenfällen starten. Wenn aber das Wetter passt, wird man mit einer wunderbaren Aussicht belohnt, die in diesem Fall weit über die benachbarten Gipfel der Niederen Tauern bis zum Dachstein, dem mächtigen Grimming, dem Toten Gebirge und zu den Gesäuse-Bergen reicht.
Der Ausgangspunkt unserer Tour befindet sich auf dem Parkplatz gegenüber der Talstation (1.590 m) der Plannereckbahn. Mit Blick Richtung Süden (Abb. 2) zu den von uns besuchten Gipfeln geht es neben Gastgewerbebetrieben kurz auf der Anfahrtsstraße zur Planneralm zurück bis zu einer Abzweigung, bei der wir uns links halten. Vorbei am Gasthaus Grimmingblick (Abb. 3) wandern wir auf einer asphaltierten Nebenstraße recht steil zuerst bergwärts Richtung Osten und dann gleich wieder Richtung Süden zu einer Wiese, bei der wir die Straße links verlassen. Für die nächste Zeit, die uns die Wiese aufwärts in den Wald und in diesem weiter ansteigend über kleine Lichtungen führt, bewegen wir uns im „Robin Hood Land“, für viele einer der schönsten 3D-Bogenparcours der Steiermark. Hier im Wald darf man den streckenweise in einem Bachbett führenden, durch das Wasser teilweise zerfurchten Steig natürlich nicht verlassen. Dann wartet eine erste, etwas herausfordernde Stelle auf uns: Eine mittellange Steilstufe muss – wieder im steinigen Bachbett – überwunden werden. Nach etwa 30 Minuten vom Ausgangspunkt erreicht man bei einer Weggabelung (ca. 1.740 m) eine baumlose Hochfläche mit schönem Blick hinauf zum Südkamm des Plannerkessels (Abb. 4).
Wir halten uns rechts – auf dem linken Steig werden wir später hierher zurückkehren – und steigen kurz zu einer Bachquerung ab. Umgeben von Latschen geht es jetzt – wieder teilweise im oder neben dem Bachbett und oft auch auf moorigem Boden – gemütlich ansteigend Richtung Südwesten aufwärts. Etwa 10 Minuten, nachdem wir die Hochfläche erreicht haben, wendet sich unser markierter Steig nach rechts und überwindet eine kleine Steilstufe. Hält man sich auf dem zwar gut erkennbaren, aber schmalen und nicht markierten Pfad geradeaus, gelangt man zum Kothüttensee (Abb. 5), den wir von etwas weiter oben bewundern können. Immer wieder Bachläufe übersteigend, geht es steiler werdend voran. Gegen Ende schon sehr steil, erreichen wir nach ca. 1¼–1½ Stunden den Kamm (ca. 2.000 m), womit sich auch der Blick Richtung Süden zum Schreinl (2.154 m, Abb. 6) öffnet.
Wir biegen rechts Richtung Westen auf den markierten Kammweg ab und bezwingen gleich eine Steilstufe. Dann weniger steil mit Blick zu den Karlseen, zur Karlscharte und zur markanten, pyramidenförmigen Schoberspitze (2.126 m, Abb. 7) rechts von uns Richtung Nordwesten wandern wir gemütlich über einen kleinen, unbenannten Gipfel. Dann geht es leicht abwärts und danach steil hinauf zur Karlspitze (2.097 m, Abb. 8). Kurz bevor man diese erreicht, sollte man bei einem größeren Felsen den rechts führenden, markierten Steig verlassen und den – sehr viel einfacheren – links führenden, aber nicht markierten Pfad wählen, um zum Gipfelkreuz (Abb. 9) zu gelangen. Für unseren Aufstieg von der Planneralm auf die Karlspitze, bei dem wir mit der letzten Gegensteigung etwa 525 Hm bewältigt haben, benötigt man etwa 1¾–2,0 Stunden.
Für viele Bergwanderer ist die Karlspitze nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur Schoberspitze im Norden (Abb. 10) und/oder zum Schreinl im Süden (Abb. 11). Obwohl die Schoberspitze niedriger ist, ist der Weg dorthin um einiges anstrengender, da man zur Karlscharte fast 150 Hm absteigen bzw. dann wieder aufsteigen muss, was sich bei der Rückkehr wiederholt. Zwischen Karlspitze und Schreinl muss man – im Vergleich dazu – nur geringfügig absteigen.
Da wir bei unserer Tour auf dem Rückweg nach die Jochspitze besteigen werden, bildet die Karlspitze den westlichsten Punkt. Von hier sind vor allem Dachstein (2.995 m, Abb. 12) und Grimming (2.351 m), aber auch das Tote Gebirge genauso gut zu sehen wie von den beiden Nachbargipfeln.
Wir wandern Richtung Osten (Abb. 13) mit Blick auf die kommende Wegstrecke auf dem Südkamm des Plannerkessels und zum schön rechts unter uns gelegenen Goldbachsee in ca. 25 Minuten zurück zu jenem Punkt, wo wir auf den Kamm gelangt sind. Am einfachsten ist es, von hier auf dem Aufstiegsweg – in ca. 60 Minuten – wieder zur Planneralm zurückzukehren. Wir aber bleiben auf dem nun zu Beginn in einem leichten Auf und Ab führenden Kammweg. Nach einer kleinen, abwärts führenden Felsstufe, muss ein steiler und steiniger Zwischengipfel überstiegen werden. Von diesem geht es – immer wieder etwas felsig – hinunter zur Goldbachscharte (1.960 m), wo wir später unseren Abstieg zum Ausgangspunkt beginnen werden. Als Draufgabe besteigen wir in etwa 15–20 Minuten auf einem zwar schmalen, aber problemlos zu begehenden Pfad über eine steile Wiese die vor uns stehende Jochspitze (2.037 m, Abb. 14), die man nach etwa 55–60 Minuten von der Karlspitze erreicht und von der man einen schönen Blick zur Planneralm im Norden (Abb. 15) und zum Ennstal im Nordwesten (Abb. 16) hat. Da der weitere Kammweg Richtung Osten steil, etwas ausgesetzt und recht felsig ist, wandern wir mit Blick auf den bereits zurückgelegten Weg auf dem Südkamm des Plannerkessels Richtung Westen (Abb. 17) steil abwärts in 10–15 Minuten zur Goldbachscharte.
Hier biegen wir rechts auf einen gut begehbaren, markierten Steig ab, der uns die steile Wiese abwärts führt. Dann gelangen wir in Latschengebiet und unser Steig wendet sich nach rechts, um die steilen Nordhänge der Jochspitze zu queren. Wieder in einem Bachbett, geht es sehr steil abwärts zu einer Karstelle, die mühsam – speziell bei nassen Bodenverhältnissen – unter Zuhilfenahme der Hände gequert werden muss. Trittsicherheit ist hier absolut notwendig! Nach dieser Querung ist unser Steig, der nun auf der anderen Seite oberhalb des Kothüttensees (Abb. 18) vorbeiführt, zwar besser begehbar, aber trotzdem muss man vorsichtig sein, da er – von Latschen umgeben – immer wieder über bzw. durch Bachbetten führt. Nach etwa 45 Minuten von der Goldbachscharte gelangen wir erneut zu jener Weggabelung, bei der wir beim Aufstieg die Hochfläche erreicht haben. Es folgen das enge Bachbett über die Steilstufe abwärts und das Parcoursgebiet der Bogenschützen, dann erreichen wir beim Gasthaus Grimmingblick wieder die Planneralm und unseren Ausgangspunkt. Für den gesamten Abstieg von der Karlspitze samt Besteigung der Jochspitze benötigt man etwa 2,0–2½ Stunden.
Geogr. Länge/Breite: 14°12'01''/47°24'20''
Rechtswert (UTM): 436190 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5256315 m (Zone: 33 N)