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Eisenerzer Höhe/Kreuzbühel:
Wilde Berglandschaft im Nordwesten der Hochschwab-Region
Eisenerzer Höhe/Kreuzbühel Abbildung 1
Abb. 1

Es ist schon verständlich, warum viele die kaum bewohnte, von felsdurchsetzten Steilhängen flankierte und von canyonartigen Tälern durchzogene Bergwelt im Nordwesten der Hochschwab-Region (Abb. 1) – fälschlicherweise – als die Wildalpen bezeichnen. In Wahrheit gibt es hier zwar zwei Orte mit den Namen Wildalpen und Hinterwildalpen – wo sich auch der Ausgangspunkt des nachfolgenden Wandertipps befindet –, aber es gibt auf keinem Plan eine Gebirgsgruppe mit dieser Bezeichnung. Der Nordwesten der Hochschwab-Region liegt im Grenzbereich zu den Eisenerzer, den Ybbstaler und den Ennstaler Alpen mit dem Gesäuse. Obwohl es ein relativ dichtes Netz an markierten Wegen und Steigen gibt, ist man im Gegensatz zu den viel begangenen Aufstiegsalternativen im Süden des Hochschwab-Gebietes hier oftmals alleine unterwegs. Wer also die Einsamkeit in den Bergen liebt, der wird sich in dieser wilden Berglandschaft sehr wohlfühlen.

Unser Wandertipp verläuft auf einem alten Saumweg, auf dem nachweislich bereits im Mittelalter ein reger Warenaustausch zwischen Eisenerz im Süden und Wildalpen im Norden stattgefunden hat. Daher ist diese Wanderung von Hinterwildalpen zur Eisenerzer Höhe, dem mit 1.549 m höchsten Punkt auf diesem Handelsweg, auch vom historischen Gesichtspunkt recht interessant. Man sollte dabei stets bedenken, dass die Menschen damals nicht über die heute übliche Bergausrüstung verfügt haben, um den teils schmalen und recht steinigen, teilweise etwas felsigen Weg zu meistern. So fragt man sich beim Blick von Hinterwildalpen Richtung Süden (Abb. 2) zu den sehr steilen, felsigen Berghängen: Wie konnten die Bewohner diese – oftmals gefürchtete – Bergwelt schon vor Jahrhunderten bezwingen? Die Antwort erhält man beim nachfolgenden Wandertipp!

Bei unserem Ausgangspunkt am Südrand von Hinterwildalpen ist Richtung Südwesten das Gipfelziel konditionsstarker Bergwanderer, der Große Geiger (1.723 m, Abb. 3), zu bewundern. Zu Beginn unserer Wanderung, bei der wir von einer Dorfstraße im Süden von Hinterwildalpen links auf eine Forststraße (ca. 800 m) abbiegen und wandern wir auf dieser – nachdem wir das oft trockene Bachbett des Eisenerzer Baches überschritten haben – nicht allzu steil in etwa 20 Minuten Richtung Süden nach Lichtenegg (946 m). Früher konnte man hier in eine kleine Almwirtschaft (Abb. 4) einkehren. Wenige Meter danach endet unsere Forststraße am Beginn der steilen Waldhänge und mündet in einen Steig, der noch kurz links neben dem Bachbett aufwärts führt. Dann wendet sich dieser nach links und überwindet mit langgezogenen Serpentinen das steil aufragende Waldgelände. Dabei geht es auf dem steinigen Steig immer wieder geschickt vorbei an im Weg liegenden Felsblöcken. In weiterer Folge wendet sich unser Steig wieder taleinwärts und führt hoch über dem Tal entlang von Felswänden weiter – nur an wenigen Stellen wirklich sehr steil – in Richtung Süden. Vor allem hier ist Hochachtung für die Menschen, die in diesem steilen, felsigen Gelände einen Handelsweg (Abb. 5) angelegt haben und die bei allen Wetterbedingungen oft sehr schwere Lasten transportieren mussten, angebracht! Nachdem man eine steile Steinrinne überquert hat, geht es kurz etwas steiler nach Westen, wo man dann wieder auf das auch hier oft ausgetrocknete Bachbett des Eisenerzer Baches (Abb. 6) stößt.

Kurz noch steil, geht es jetzt zwischen dem felsigen Großen Hagel (1.552 m) rechts im Westen und dem Grasberg (1.673 m) links im Osten im schmalen Tal nur mäßig ansteigend wieder Richtung Süden. Nachdem man für wenige Schritte auf die rechte Talseite gewechselt ist, geht es auf einem schottrigen Weg – wieder etwas steiler – zur leicht aufwärts führenden Jungfernsprung Brücke (1.320 m, Abb. 7), auf der wir nun endgültig auf die – taleinwärts gesehen – rechte Grabenseite wechseln. Über eine durch Windbruch entstandene größere Lichtung wandern wir nun kurz Richtung Westen und dann wieder Richtung Süden – nur einmal durch eine Serpentine unterbrochen – zügig weiter bergauf. Wenige Meter bevor wir im fast schon flachen, von Bäumen umgebenen Gelände die Eisenerzer Höhe erreichen, wird links von uns im Osten der mächtige Brandstein (2.003 m, Abb. 8), ein von der Sonnschienalm relativ einfach zu erklimmender Gipfel der Hochschwab-Region, sichtbar. Nach etwa 2¼–2½ Stunden, in denen man rund 750 Hm bewältigt hat, steht man dann am höchsten Punkt des alten Saumweges vor einem Wegkreuz (Abb. 9). Wie schon öfters auf unserem steinigen, etwas anstrengenden Aufstiegsweg, der aber im Großen und Ganzen ohne größere Probleme begehbar ist, findet man eine Tafel (Abb. 10), auf der es eine interessante historische Erklärung gibt.

Auf der Eisenerzer Höhe treffen auch einige Wege aufeinander: Geradeaus geht es Richtung Süden auf dem Saumweg weiter zum Leopoldsteinersee und nach Eisenerz. Dabei lohnt es sich, dem Steig wenige Minuten bis zu einer Wiese zu folgen, von der man Richtung Südwesten die mächtige Kalte Mauer (1.929 m, Abb. 11) bewundern kann. Rechts von der Eisenerzer Höhe kann man den Aufstieg zum Großen Geiger fortsetzen. Links biegt – wie schon bei der Jungfernsprung Brücke – ein Pfad zum Grasberg ab, der ortskundigen Wanderern die Möglichkeit zu einer Rundwanderung eröffnet. Wir aber wandern halblinks durch teilweise recht dichtes Latschengelände gemütlich aufwärts, bis wir nach etwa 10–15 Minuten knapp unterhalb des wegen der Latschen nicht bis ganz oben erklimmbaren Gipfels des Kreuzbühels (1.610 m) einen Aussichtsplatz (ca. 1.590 m) erreichen, von dem man Richtung Osten einen sehr schönen Blick (Abb. 12) genießt. Direkt vor uns das uns umgebende, stark bewaldete und kupierte Gelände und dahinter sehen wir neben dem Brandstein weitere Hochschwab-Gipfel wie den Ebenstein (2.123 m), den Gr. Griesstein (2.023 m) und die Riegerin (1.939 m). Nördlich von uns sieht man sehr schön den teils felsigen, teils sanft bewaldeten Graskogel und auf dem etwa 10 Minuten dauernden Rückweg zur Eisenerzer Höhe den tief eingeschnittenen Graben (Abb. 13), durch den wir aufgestiegen sind und jetzt in weiterer Folge Richtung Norden absteigen werden, und Richtung Nordwesten den recht nahen Großen Geiger (Abb. 14).

Auf dem Aufstiegsweg wandern wir von der Eisenerzer Höhe in etwa 40 Minuten wieder hinab zur Jungfernsprung Brücke, immer imposanter wird dabei der Blick zur mächtigen Felswand an den Westhängen des Grasberges (Abb. 15). Von der Brücke marschieren wir weiter, zuerst entlang des meist ausgetrockneten Eisenerzer Baches, dann auf der kurzen Ostpassage mit sehr schönem Blick Richtung Norden (Abb. 16) zum Hochkar (1.808 m) und zum Dürrenstein (1.878 m), weiter entlang der Felswände und zuletzt über Serpentinen wieder nach Lichtenegg. Auf der Forststraße geht es dann in kaum mehr als 15 Minuten zu unserem südlich des kleinen Ortes Hinterwildalpen (Abb. 17) gelegenen Ausgangspunkt, den wir von der Eisenerzer Höhe nach etwa 1¾–2,0 Stunden erreichen.

HM/Zeit:
Von den Autoabstellplätzen bei der Abzweigung nach Lichtenegg zur Eisenerzer Höhe ca. 750 Hm in etwa 2¼–2½ Stunden (Aufstieg) und retour auf dem Aufstiegsweg ca. 1¾–2,0 Stunden (Abstieg). Für den kurzen Abstecher von der Eisenerzer Höhe Richtung Osten durch Latschen zu einem Aussichtsplatz (knapp + 50 Hm) etwas unterhalb des Gipfels des Kreuzbühels benötigt man hin und retour etwa 20–25 Minuten.
Zeitraum:
April–Mitte November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Technisch unschwierige, aber auf dem steinigen, teilweise felsigen, nur streckenweise steilen Saumweg eine etwas anstrengende, mittellange Wanderung.
Highlights:
Schöner Blick – speziell vom Aussichtsplatz unweit des Gipfels des Kreuzbühels – von Westen zu einigen markanten Gipfeln der Hochschwab-Region und auf dem Rückweg von der Eisenerzer Höhe nach Hinterwildalpen zum Hochkar und zum Dürrenstein; der alte Saumweg mit historischen Hinweistafeln von Wildalpen nach Eisenerz
Anfahrt:
Auf der Bundesstraße B 24 (Verbindung durch das Salzatal von Gußwerk bei Mariazell an der B 20 im Osten nach Palfau nahe Gams bei Hieflau an der B 25 im Westen) bis zum kleinen Ort Wildalpen: Dort bei ca. Km 36,3 Richtung Süden abbiegen und etwa 5,0 km auf asphaltierter, aber etwas holpriger Straße bis zum Feuerwehrhaus in Hinterwildalpen fahren. Nach weiteren 0,2 km – vorbei am „Gasthaus zum Krug“ – bei einer Straßengabelung links abbiegen, auf der schmalen, asphaltierten Dorfstraße rund 400 Meter fahren und gleich nach der Abzweigung der Forststraße parken.
Einkehr:
unterwegs keine Einkehrmöglichkeit, „Gasthaus zum Krug“ in Hinterwildalpen bzw. GH in Wildalpen
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 14°56‘00‘‘/47°38‘29‘‘
Rechtswert (UTM): 495005 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5276470 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4209
Herzlichen Dank an unsere Sponsoren: