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Zinken/Zeller Staritzen:
Grandioser Blick zur wilden Nordseite des Hochschwabs
Zinken/Zeller Staritzen Abbildung 1
Abb. 1

Kundige Bergwanderer sind der Meinung, dass die Nordseite des Hochschwab-Hauptkamms die um einiges stärker bewanderte Südseite an Wild- und Schönheit noch um einiges übertrifft. Kaum bewohnte, enge Täler und steile, felsige Berghänge prägen das Antlitz dieses im Norden der Obersteiermark liegenden Gebietes. Um sich von der Wildheit und der einmaligen Schönheit der Nordseite der Hochschwabregion zu überzeugen, lohnt es sich, auf die Zeller Staritzen (Abb. 1) zu wandern, die alle genannten Attribute aufweist. Speziell auf dem höchsten Punkt dieses mächtigen Bergstocks am Nordost-Rand der Hochschwabregion, auf dem Zinken (1.619 m), ist der Blick zur Nordseite des Hochschwab-Hauptkamms grandios. Im Gegensatz zu den stark begangenen Wanderrouten im Süden des Hochschwabs ist es auf dem Zeller Staritzen um einiges ruhiger. Das liegt daran, dass die Anreise aus den Ballungszentren im Osten Österreichs recht aufwändig ist und dass auch die Besteigung des Zinkens lange dauert und an einigen Stellen mühsam ist. Dabei ist viel zu wenig bekannt, dass man sich vor allem die langen Wege auf Forststraßen durch die Anfahrt zum Parkplatz Kastenriegel (1.094 m, Abb. 2), dem Ausgangspunkt unseres Wandertipps, ersparen kann. Der Kastenriegel bildet den Übergang vom Ramertal im Osten, durch das die Zufahrt von Wegscheid (Bundesstraße B 20) möglich ist, in die Hintere Höll im Westen. Ein langer Anstieg führt vom im Salzatal gelegenen Weichselboden (Bundesstraße B 24) zuerst durch die Vordere Höll und dann die Hintere Höll zum Kastenriegel.

Führt die Forststraße durch das Ramertal kontinuierlich ansteigend zum Parkplatz, der sich auf dem höchsten Punkt des Kastenriegels befindet, bricht auf der Westseite der Berghang sehr steil in die Tiefe. Von einer Rastbank hat man einen beeindruckenden Blick abwärts zur Hinteren Höll (Abb. 3). Schräg gegenüber beginnt ein nur unzureichend gekennzeichneter Steig Richtung Norden, der uns in wenigen Minuten entlang der Abbruchkante zuerst aufwärts und dann flacher zu einer Forststraße führt. Nicht schwindelfreie Bergwanderer sollten diesen Steig eher meiden und die wenige Meter vor dem Parkplatz bei einer Jagdhütte beginnende Forststraße benützen. Wir biegen links in die Forststraße ein und wandern zunächst steil vorbei an einer baumlosen Felsstelle, bei der man nochmals Richtung Westen in die Hintere Höll und zu den felsigen Berghängen an deren Nordseite blicken kann. Weiter bergan wendet sich die Forststraße für kurze Zeit Richtung Westen und dann wieder bergwärts nach Norden. In diesem Bereich gewinnen wir nicht an Höhe, erst kurz bevor die Forststraße nach etwa 20–25 Minuten vom Ausgangspunkt bei einem Umkehrplatz (ca. 1.190 m) endet, geht es wieder bergauf.

Auf einem mit orangen Punkten markierten, teilweise steilen, schmalen, immer wieder über steinige Stellen führenden Waldsteig wandern wir links von einem schmalen Graben kontinuierlich aufwärts. Hie und da hat man das Gefühl, sich in einem Urwald zu bewegen. Baumstämme liegen neben dem Steig kreuz und quer auf dem steilen Waldboden (Abb. 4). Nach einem nicht so steilen Wegstück gelangen wir nach ungefähr 50–55 Minuten vom Ausgangspunkt zu einer Abzweigung (ca. 1.335 m): Beim Aufstieg entscheiden wir uns für den rechten, blau markierten Steig. Der Wegweiser zur Kuhalm (Abb. 5) ist verwirrend, denn mit der unter der Ortsbezeichnung angebrachten Zeichnung ist keine Stiege – was viele meinen –, sondern ein Serpentinenweg gemeint. Und dieser beginnt nach dem noch kurz bergwärts führenden Steig. Immer steiler werdend geht es im Waldgelände aufwärts. Auf dem schmalen Steig ist – vor allem bei Nässe – auf jeden Fall Trittsicherheit erforderlich. Nach rund 20–25 Minuten von der Abzweigung ist das Ärgste geschafft und man erreicht die Hochfläche der Zeller Staritzen. Noch kurz sind wir im Waldgelände, dann kommt man zu einer querenden Forststraße (ca. 1.470 m): Wer schnell zum Zinken will, sollte hier links Richtung Westen abbiegen, wir aber machen zuvor noch einen kurzen Abstecher Richtung Osten. Daher zweigen wir rechts auf die Forststraße ab und steigen im offenen Gelände kurz steil auf. Oben angekommen, sehen wir vor uns die Hütten der Kuhalm mit der Hohen Veitsch (1.981 m) im Hintergrund (Abb. 6) und links von uns mit der Gredlhöhe (1.515 m, Abb. 7) einen ersten, aber unmarkierten Gipfel, zu dem wir mit wenigen Schritten über eine Wiese gelangen. Für den bisherigen Aufstieg haben wir etwa 1½–1¾ Stunden benötigt. Von der Gredlhöhe hat man erstmals einen grandiosen Blick zur Nordseite des Hochschwab-Hauptkamms (Abb. 8).

Am besten direkt über die Wiese – vor uns sehen wir dabei Richtung Westen (Abb. 9) die in weiterer Folge zu besteigenden Rasenhänge – geht es in etwa 5 Minuten wieder abwärts zu jenem Punkt, bei dem wir nach unserem steilen Waldaufstieg zur Forststraße gelangt sind. Entweder in einer Serpentine auf der Forststraße oder über eine deutlich sichtbare Abkürzung marschieren wir wieder steil bergauf. Auf dem Ochsenbühel – einem kurzen Kammstück mit Blick Richtung Norden zum Ötscher (1.893 m, Abb. 10) – wandern wir nun in einem leichten Auf und Ab weiter, bis rechts ein nicht markierter, aber deutlich sichtbarer Weg abzweigt. Auf diesem geht es – jetzt im offenen Gelände – sehr steil aufwärts. Oben angekommen, wird erstmals das Gipfelkreuz des Zinkens vor uns sichtbar (Abb. 11). Erneut über einen Kamm leicht abwärts und dann – wir halten uns rechts – wieder ansteigend wandern wir jetzt – zuletzt durch Latschen – hinauf zum höchsten Punkt der Zeller Staritzen (Abb. 12), den wir von der Gredlhöhe nach ca. 50–55 Minuten und vom Ausgangspunkt nach ungefähr 2½–2¾ Stunden erreichen, in denen wir mit der zusätzlichen Besteigung der Gredlhöhe knapp 600 Hm bewältigt haben.

Vom Gipfelkreuz des Zinkens (Abb. 13) hat man einen grandiosen Rundblick: Im Westen (Abb. 14) sieht man neben unzähligen weiteren Gipfeln die Kräuterin mit dem felsigen Aufbau des Hochstadls (1.919 m) und den Dürrenstein (1.878 m), im Norden (Abb. 15) vor allem den Ötscher, im Osten (Abb. 16) reicht der Blick von Tonion (1.699 m) über Schneeberg (2.076 m), Schneealpe (1.903 m) und Rax (2.007 m) im Hintergrund bis zur Hohen Veitsch. Doch wir sind hierher aufgestiegen, um speziell im Süden die wilde Nordseite des Hochschwab-Hauptkamms (Abb. 17), (Abb. 18) zu bewundern: Links startet der Blick bei der noch sanften Aflenzer Staritzen mit deren Ostgipfel (1.810 m). Dann folgen u. a. Krautgartenkogel (1.988 m), Hochweichsel (2.006 m), Ringkamp (2.153 m), Hochschwab, Zagelkogel (2.255 m), Hochwart (2.210 m) und ganz im Südwesten der Ebenstein (2.123 m) – einfach großartig!

Für den Abstieg verwenden wir nun den einfacheren Normalweg. Dazu wandern wir – Trittspuren folgend – über die Almwiesen Richtung Südosten (Abb. 19), mit Blick zu der Aflenzer Staritzen und zur Hochweichsel, nicht allzu steil zu zwei vom Gipfel bereits sichtbaren, kreisrunden Teichen. Links an diesen vorbei geht es etwas steiler kurz zu einem kleinen Waldstück und durch dieses zur Halterhütte Hintere Staritzen (Abb. 20), die wir vom Zinken nach etwa 10–15 Minuten erreichen. Bei der Tourenplanung sollte man berücksichtigen, dass diese nur sehr kurze Zeit im Sommer bewirtschaftet ist. Vom Hüttenweg zweigen wir dann gleich nach wenigen Schritten rechts auf einen Wiesenweg ab, der uns – steiler werdend – zum unteren Rand des Almgebietes bringt. Hier – wir halten uns links – beginnt nun der mit orangen Punkten markierte Steig, der uns in ca. 35–40 Minuten von der Halterhütte durch lichtes Waldgebiet bzw. über Lichtungen (Abb. 21) – nur an wenigen Stellen etwas steiler und steiniger – zu der Abzweigung bringt, bei der wir beim Aufstieg zur Kuhalm abgebogen sind. Auf dem Aufstiegsweg geht es dann weiter abwärts zur Forststraße und auf dieser – nochmals auf dem kurzen baumlosen Wegstück den beeindruckenden Blick Richtung Norden (Abb. 22) bzw. Richtung Westen (Abb. 23) genießend – zum Ausgangspunkt. Für den allerletzten Teil kann man überlegen, ob man den rechts abzweigenden, schmalen und am Rand der steilen Hangabbrüche führenden Steig oder die Forststraße benützt, die zur Jagdhütte wenige Meter unterhalb des Parkplatzes Kastenriegel führt. Für den gesamten Abstieg vom Zinken sollte man etwa 1½ –1¾ Stunden einplanen.

HM/Zeit:
Vom Parkplatz Kastenriegel mit Umweg und Besteigung der Gredlhöhe oberhalb der Kuhalm auf den Zinken mit zahlreichen Gegensteigungen beim Aufstieg ca. 600 Hm in ungefähr 2½–2¾ Stunden (Aufstieg) bzw. am Direktweg über die Halterhütte Hintere Staritzen ca. 1½ –1¾ Stunden (Abstieg).
Zeitraum:
April–November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Technisch unschwierige, mittellange Wanderung. Auf dem Aufstiegsweg gibt es immer wieder sehr steile Wegpassagen, wobei vor allem der schmale Waldsteig zur Kuhalm bei Nässe Trittsicherheit erfordert. Bei Benützung des Normalweges über die Halterhütte Hintere Staritzen, der technisch einfacher ist, spart man über 50 Hm und benötigt für den Aufstieg etwa 2,0–2¼ Stunden.
Highlights:
Grandioser Rundblick vom Gipfel des Zinkens und schöner Blick auf die imposante Hochschwabregion von der Gredlhöhe; das ausgedehnte Almgebiet auf der Hochfläche der Zeller Staritzen
Anfahrt:
Auf der Bundesstraße B 20, die die Region Kapfenberg/Bruck a. d. Mur im Süden (Schnellstraße S 6) mit Mariazell und St. Pölten (Autobahn A 1) im Norden verbindet, bis Km 91,2 fahren. Dort Richtung Westen auf die Sandstraße abbiegen und vorbei am Parkplatz Ramertal und dem Sommerweg durch das Ramertal etwa 1,4 km bis zur einer Abzweigung, links abbiegen und auf der teilweise schmalen Forststraße ungefähr 5,0 km bis zum Parkplatz Kastenriegel fahren, der sich gleich nach einer Jagdhütte auf dem höchsten Punkt des Überganges vom Ramertal zur Hinteren Höll befindet.
Einkehr:
Halterhütte Hintere Staritzen (nur kurze Zeit im Sommer bewirtschaftet!)
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 15°15'14''/47°39'49''
Rechtswert (UTM): 519065 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5278975 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4210
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