Staritzen Ostgipfel:
Aufstieg über den Prinzensteig
Die im äußersten Osten der Hochschwabregion gelegene Aflenzer Staritzen (Abb. 1) teilt sich beim Staritzensattel in einen West- und in einen Ostteil, auf den der nachfolgende Wandertipp führt. Der höchste Punkt nicht nur des Ostteils, sondern auch unserer Tour ist der Staritzen Ostgipfel (1.810 m), von dem man einen eindrucksvollen Rundblick genießt. Der schnellste Weg dorthin startet im Süden auf dem Seeberg-Pass (1.254 m) an der Bundesstraße B 20 und führt sehr steil und steinig über die Seeleiten aufwärts. Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich. Um vieles länger, aber technisch einfach ist die Aufstiegsroute, die wir im nachfolgenden Wandertipp beschreiben: Bei dieser geht es von Osten zuerst zur im Sommer bewirtschafteten Graualm (1.502 m) und dann über den Prinzensteig – der an den „steirischen Prinz“, Erzherzog Johann, erinnert, der viel Zeit seines Lebens in dieser Region verbrachte – auf die Hochfläche der Aflenzer Staritzen. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel.
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist nicht der Brandhof, in dem Erzherzog Johann viele Jahre seines wirkungsreichen Lebens wohnte, sondern der nördlich davon gelegene kleine Ort Gollrad (966 m), der sich ebenfalls direkt an der B 20 befindet. Genau bei Km 95,0 zweigen zwei Straßen ab: eine Richtung Osten ins Ortszentrum von Gollrad, in dem man auch das GH Egger besuchen kann, und Richtung Westen eine bergwärts führende asphaltierte Straße. Auf dieser geht es mit einem ersten Blick zu den steilen Waldhängen (Abb. 2), die wir in weiterer Folge besteigen werden, vorbei an Wohnhäusern in einer Serpentine ins Waldgelände zu einer Gabelung, bei der wir links in einen breiten Weg abbiegen. Am oberen westlichen Rand von Gollrad marschieren wir kurze Zeit entlang, bis rechts ein Steig (Nr. 853) ins Waldgebiet abzweigt. Vorbei an einer Quelle und einem alten Wasserbehälter (Abb. 3) geht es steiler ansteigend zu einem Weg, der von uns gequert wird. Durch verwachsenes, rutschiges Waldgelände geht es steiler – und etwas mühsam – weiter. Erst nach einer Forstweg- und bald danach einer Forststraßen-Querung wird unser Steig in Richtung Südwesten – die Waldhänge querend – weniger steil. Dieser Bereich wird auf Plänen „Kohlanger“ genannt. Wir biegen links in eine Forststraße ein und bleiben knapp 100 m auf dieser – bis kurz nach einer Forstweg-Abzweigung. Wir verlassen rechts die Forststraße und wandern in einem Rechtsbogen in einen Graben, der von einem Bach durchflossen wird. Nachdem wir diesen über Holzbretter überschritten haben, mündet unser Steig ca. 40–45 Minuten vom Ausgangspunkt in die Forststraße (ca. 1.210 m), auf der man vom Brandhof hierher aufsteigt und in die wir rechts einbiegen.
Wir passieren mit Blick die steilen, vor uns liegenden Waldhänge aufwärts ein Gatter (Abb. 4). Die nächsten etwa 200 Hm kann man entweder auf der Forststraße oder größtenteils auf markierten Abkürzungen bewältigen. Beim Aufstieg entscheiden wir uns für die zweite Option, wobei gleich die erste Abkürzung zwei Einstiege hat. Wenige Meter nach dem Gatter zweigt links in einer Linkskurve ein nicht markierter, recht schmaler Steig ab und führt steil im Waldgelände aufwärts. Der markierte, breitere Steig biegt aber erst etwas später links ab und führt auch steil aufwärts. Beide Varianten vereinen sich bald wieder und queren die Forststraße. Die dann folgende, markierte Abkürzung ist wieder sehr steil, bietet aber auf einer Lichtung einen ersten schönen Blick Richtung Norden (Abb. 5) zur Tonion (1.699 m) und Richtung Osten (Abb. 6) zur Hohen Veitsch (1.981 m). Mit Erreichen der Forststraße (ca. 1.410 m), in die wir rechts einbiegen, folgt nun eine lange Wegstrecke auf der Forststraße über den im Winter lawinengefährdeten Mischenriegel. Diese wendet sich in einem langgezogenen Linksbogen von der Gehrichtung Norden nach Westen, dabei bieten sich bei Lichtungen oftmals schöne Ausblicke, wie zum Beispiel zum berühmten Wallfahrtsort Mariazell (Abb. 7). Entlang der steilen, felsdurchsetzten Ost- bzw. später Nordhänge der Aflenzer Staritzen gelangen wir zur Leitenalm (ca. 1.530 m). Hier öffnet sich das Gelände und es geht über Almböden (Abb. 8) zuerst in einem leichten Auf und Ab und dann mäßig steil abwärts zur Graualm (Abb. 9), die wir ungefähr 1¾–2,0 Stunden vom Ausgangspunkt erreichen.
Nun beginnt der eindrucksvollste Teil der Wanderung: Richtung Süden geht es jetzt auf dem Prinzensteig (Abb. 10), der neben einer Hütte unweit der im Sommer bewirtschafteten Graualm links von einem breiten Weg abzweigt, über schrofiges, grabenförmiges Wiesengebiet am Rande von Latschengelände steiler aufwärts. Im unteren Teil des folgenden Aufstiegs zum Staritzensattel kann man auch den rechts parallel verlaufenden Weg verwenden. Nach etwa 10 Minuten vereinen sich der Prinzensteig und der breite Weg wieder, auf dem es noch kurze Zeit bergauf geht. Richtung Südwesten (Abb. 11) erblicken wir ab hier drei Gipfel des westlichen Teils der Aflenzer Staritzen (v.l.n.r.: Mieserkogel (auch Staritzen Westgipfel genannt, 1.855 m), Krautgartenkogel (1.988 m) und Hochweichsel (2.006 m)). Der Weg geht nun im Latschengelände (Abb. 12) in einen Steig über und wird steiler und steiniger, bleibt aber stets gut und sicher begehbar. Im obersten Teil ist es weniger steil und wir erreichen etwa 55–60 Minuten von der Graualm beim Staritzensattel (1.765 m) die Hochfläche der Aflenzer Staritzen. Ein Blick rechts Richtung Westen (Abb. 13) bzw. links Richtung Osten zeigt eindeutig, dass die Erhebungen des westlichen Teils um einiges höher sind.
Wir bleiben bei unserer Entscheidung und besteigen vom Staritzensattel den höchsten Punkt der östlichen Aflenzer Staritzen, der halblinks Richtung Nordosten bereits sichtbar ist (Abb. 14). Man kann ohne Weiteres direkt undeutlichen Pfadspuren folgend und nicht allzu steiles Gelände querend zum Staritzen Ostgipfel (Abb. 15) aufsteigen. Bald merkt man aber, dass der bereits vom Staritzensattel sichtbare Gipfel mit einem Steinhaufen (Abb. 16) nicht der höchste Punkt ist: Dieser befindet sich auf einem östlich verlaufenden Wiesenkamm. Ein Gipfelkreuz sucht man hier vergebens. Für den gesamten Aufstieg von Gollrad über die Graualm und den Prinzensteig, bei dem man mit Gegensteigungen bereits über 850 Hm bewältigt hat, muss man ungefähr 3,0–3¼ Stunden einplanen.
Bevor es wieder zurück zum Ausgangspunkt geht, sollte man sich genügend Zeit für eine ausführliche Rast nehmen und den Rundblick genießen. Richtung Osten (Abb. 17) sehen wir hinter der Tonion und der Hohen Veitsch bis zum Schneeberg (2.076 m). Richtung Süden reicht der Blick von Südosten (Abb. 18) mit dem Rauschkogel (1.720 m) und dem Hochanger (1.682 m) über den Oisching (1.699 m) mit den Grazer Hausbergen im Hintergrund bis zu den Gipfeln der Gleinalpe im Südwesten (Abb. 19). Richtung Westen (Abb. 20) kann man den Verlauf des Hochschwab-Kamms verfolgen, die Aussicht Richtung Norden (Abb. 21) wird vom Ötscher (1.893 m) dominiert. Es ist unmöglich, alle von hier sichtbaren Gipfel aufzuzählen – es sind viel zu viele.
Am besten steigt man auf dem Aufstiegsweg über den Staritzensattel und den Prinzensteig (Abb. 22) wieder zur Graualm ab und wandert dann leicht aufsteigend zur Leitenalm. Dafür benötigt man ca. 1,0–1¼ Stunden. Um etwa 15–20 Minuten schneller ist man, wenn man auf teilweise schwer erkennbaren Trittspuren Richtung Norden rechts vorbei am unmittelbar benachbarten und etwa gleich hohen Kuckuckstein (Abb. 23) über steiles Latschen- und Wiesengelände (Abb. 24) direkt in ca. 45–50 Minuten zur Leitenalm absteigt. Dafür benötigt man neben dem unbedingt erforderlichen Orientierungssinn auf jeden Fall auch Trittsicherheit, besonders am häufig schmalen Rand von oft mehreren metertiefen, spektakulären Dolinen (Abb. 25). Etwas westlich von der Leitenalm stößt man dann auf die Forststraße, in die man rechts einbiegt. Wieder etwas aufwärts geht es vorbei an den Almhütten (Abb. 26) und dann mit großartigen Panoramablicken zur Hohen Veitsch, zur Tonion (Abb. 27) und nach Mariazell von der Nord- auf die steile, waldige Ostseite der Aflenzer Staritzen im Bereich des Mischenriegels. Beim Abstieg nützen wir nicht die markierten Abkürzungen, sondern bleiben auf der Forststraße. Dabei geht es in einer Serpentine vorbei an einer imposanten Felswand (Abb. 28). Etwa 35–40 Minuten nach der Leitenalm zweigen wir dann bei dem Gatter, das speziell bei Lawinengefahr im Winter gesperrt ist, links auf den Steig nach Gollrad ab und wandern in etwa 30–35 Minuten über den Kohlanger auf dem Aufstiegsweg abwärts nach Gollrad (Abb. 29). Für den gesamten Abstieg durch das Latschengebiet nördlich des Staritzen Ostgipfels benötigt man etwa 1¾–2,0 Stunden. Wer lieber über den einfacheren Aufstiegsweg absteigt, sollte dafür ungefähr 15–20 Minuten mehr an Zeit einplanen.
Geogr. Länge/Breite: 15°18‘11‘‘/47°39‘02‘‘
Rechtswert (UTM): 522760 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5277520 m (Zone: 33 N)