Gippel:
Eine schon von weitem sichtbare Felsnase!
Gippel und Göller bilden - verbunden mit dem Schnalzstein (Hofalm) - in den südlichen niederösterreichischen Voralpen unweit der steirischen Landesgrenze ein ungleiches "Brüderpaar". Während der höhere der beiden, der 1.766 Meter hohe Göller, zwar sehr steil ist, aber fast ohne Felsen auskommt, stellen diese beim Gippel (1.669 m, Abb. 1) gerade das charakteristische Merkmal dar. Besonders die nach Westen gerichtete steile Felsnase ist weithin sichtbar. Einzig vom Süden kann man entweder vom Lahnsattel oder aus dem Preintal zwar langwierig, aber problemlos über eine Forststraße in den Gipfelbereich des Gippel aufsteigen. Aufstiege von Westen über den Majewski-Steig oder von Osten über die Gippelmauer sind nur sehr erfahrenen Berggehern zu raten. Bleibt der genial angelegte Treibsteig, der aus dem Norden kommend teilweise durch steiles Felsgelände führt. An manchen Stellen sind zwar auch hier Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, doch für konditionell gute Bergwanderer stellt diese Aufstiegsvariante kein allzu großes Problem dar. Ausgangspunkt der nachfolgend beschriebenen Tour ist der Hof Zögernitz (ca. 670 m), den man ca. 4 km südlich von St. Aegyd am Neuwalde durch das Weißenbachtal erreicht. Vom Hof hat man bereits einen guten Blick zum Gippel und den "steilen" Herausforderungen des Treibsteiges, die auf die Bergwanderer warten.
Etwa 50 Meter nach dem Hof biegt rechts die markierte Forststraße, an deren Beginn man auch parken kann, in Richtung Süden ab. Nach etwa 5 Minuten zweigt links ein breiter Steig (Nr. 622) ab, der uns rechts oberhalb der Forststraße schnell zu einem Kamm führt, der uns nun längere Zeit Richtung Gippel begleitet. Nach der Querung einer Forststraße wechselt man mit Hilfe einer Serpentine auf die linke Kammseite, wo der angenehm ansteigende und gut zu gehende Waldsteig uns zum höchsten Punkt des Ursprungkogels (959 m) führt, den wir knapp unter dessen Waldgipfel passieren. Nun erneut auf der rechten Kammseite, wird der Steig wieder etwas steiler und erreicht offenes Gelände, von dem man einen ersten direkten Blick auf die nördlichen Felswände des Gippels (Abb. 2) hat. Nach einem kurzen fast ebenen Stück am Kamm wird der Steig kurz vor der Querung einer weiteren Forststraße nun wieder steiler und führt zuerst in nordöstlicher und nach einer Kurve weiter in nordwestlicher Richtung zu einer dritten Forststraßenquerung. Von Westen biegt hier die Aufstiegsvariante von Kernhof (690 m) in unseren Steig ein.
An diesem Kreuzungspunkt (ca. 1.200 m) hat man, wenn man als Ausgangspunkt den Hof Zögernitz gewählt hat, in etwa 75-90 Minuten mit bereits ca. 530 Hm (Höhenmeter) schon über die Hälfte der gesamten zu bewältigenden Hm hinter sich gebracht. Und doch beginnt erst an dieser Kreuzung der eigentliche Aufstieg am Treibsteig auf den Gippel. Zuerst geht es ein längeres Stück weiter recht steil in etwas abschüssigem Waldgelände in nordwestlicher Richtung. Dann wendet sich der Weg wieder in die andere Richtung nach Südosten und bringt uns auf offenes Gelände, das, nachdem man den Blick Richtung Ausgangspunkt, Richtung niederösterreichische Voralpen (u.a. Türnitzer Höger und Reisalpe) und Ötscher im Westen genossen hat, mit Hilfe von einigen Serpentinen überwunden wird. Wieder Richtung Nordwest gelangt der Steig nun in felsiges, steil ins Tal fallendes Gelände. Genial angelegt und gut begehbar strebt unser Pfad (Abb. 3) nun in zahlreichen Serpentinen aufwärts, wobei immer wieder tolle Felsansichten warten. Am Schluss geht es noch einige Minuten fast eben dahin, dann durchschreitet man nach ca. 2,0-2 ½ Stunden, in denen man rund 850 Hm bewältigt hat, das Gippel Törl (1.515 m, Abb. 4) und genießt einen tollen Blick auf das Almgelände des Gippels sowie Richtung Schneeberg im Osten und Schneealpe und Hohe Veitsch im Süden. Etwas überraschend wirkt an dieser Stelle unweit des Gippel Törls der hier aufgehängte Briefkasten, der aber garantiert nicht mehr - regelmäßig - geleert wird.
Wer vom steilen Aufstieg schon etwas müde ist, kann in etwa 15 Minuten in südlicher Richtung leicht über einen Steig und weiter auf einer Forststraße zur bewirtschafteten Gippel Alm (1.500 m, Abb. 6) wandern. Um von dort einfach zu einem schönen Aussichtspunkt zu gelangen, kann man weglos über den grasbewachsenen Ochsenboden auf den östlich gelegenen Perschkogel (1.613 m) aufsteigen. Wer aber einen Gipfelsieg am Gippel feiern will, auf den wartet - vielleicht etwas überraschend - noch ein zeitlich längerer und etwas mühsamer Wegteil, denn es sind eigentlich nur mehr ca. 150 Hm zu bewältigen. In westlicher Richtung zuerst recht steil, ist der Steig nun steinig und es sind immer wieder kleine Felsstufen zu überwinden - nicht schwierig, aber nach dem langen Aufstieg eben etwas mühsam! Oben am Kamm angekommen, geht es nun unterhalb von Latschen weniger steil einmal über Wiesen und dann wieder steinig zur Abzweigung des schon erwähnten Majewski-Steiges. Hier beginnt nun der finale Gipfelanstieg. Steil und steinig steigt man in wenigen Minuten die rund 50 Hm durch eine Latschengasse zum Gipfelkreuz auf und genießt einen prachtvollen Rundblick (Abb. 5). Vor allem der benachbarte "große Bruder", der Göller, ist zum Greifen nahe. Doch Vorsicht: Der Platz beim Gipfelkreuz ist eng und fällt Richtung Nord, West und Süd über Felsen fast senkrecht ab. Für den Weg vom Gippel Törl zum Gipfel muss man etwa 45-60 Minuten einplanen, was die gesamte Gehzeit für die rund 1.000 Hm vom Ausgangspunkt, den Hof Zögernitz, auf etwa 3,0-3 ½ Stunden verlängert.
Für den Abstieg ist auf jeden Fall die Aufstiegsvariante über den Treibsteig zu empfehlen. Dafür benötigt man etwa 2,0-2 ½ Stunden und kann nochmals die Ausblicke Richtung Norden (Abb. 7) genießen. Ausschließlich sehr erfahrene und mutigere Berggeher können die weitaus längere, felsige und teilweise sehr steile Variante über die Gippelmauer, den Schwarzauer Gippel und den Preinecksattel wählen. Für die einfachste Abstiegsvariante über die Gippel Alm und die Forststraße hinunter Richtung Lahnsattel oder ins Preintal benötigt man bei einer geplanten 1-Tagestour auf jeden Fall ein zweites Fahrzeug, denn öffentliche Verkehrsmittel stehen nicht zur Verfügung. Wer über den Majewski-Steig über die Hofalm nach Kernhof absteigen will, nützt einen in Wanderführern allgemein mit dem Schwierigkeitsgrad "schwarz" bezeichneten Weg. Wer als seinen Ausgangspunkt Kernhof gewählt hat und über den Treibsteig aufgestiegen ist, kann aber mit dieser teilweise felsigen Abstiegsvariante die Wanderung zu einer Rundtour ausbauen. Wie auch immer man wieder ins Tal kommt, eine Gippel-Tour ist etwas Besonderes und bleibt sicherlich lange in Erinnerung!
Geogr. Länge/Breite: 15°35'49''/47°49'31''
Rechtswert (UTM): 544695 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5297075 m (Zone: 33 N)