Schöpfl von Südosten:
Von einem kleinen Wallfahrtsort auf den höchsten Wienerwaldgipfel
Im Westen des Wienerwaldes gibt es in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet eine große Anzahl von Wallfahrtskirchen. Das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass einer der meistbegangenen Pilgerwege nach Mariazell, der Wiener Wallfahrerweg – die Via Sacra, hier verläuft. Die Wallfahrtskirche auf dem Hafnerberg und vor allem die mächtige Basilika Klein-Mariazell kann man als Beispiele nennen. Nur unweit von der Basilika Klein-Mariazell, die auch der zentrale Ort der Region „Mariazell im Wienerwald“ ist, befindet sich mit St. Corona am Schöpfl ein weiterer Wallfahrtsort, der abseits des Wiener Wallfahrerwegs auf eine eigenständige Geschichte verweisen kann. Diese kann man am besten auf einem historischen Rundweg kennenlernen, der im Jahr 2022 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Wallfahrtskirche St. Corona am Schöpfl entstanden ist. Dem Wasser eines im Ortszentrum befindlichen Brunnens werden heilende Kräfte für die Augen, bei Fieber und für das Vieh nachgesagt. Bekannt ist der Ort, der südöstlich am Fuße des höchsten Gipfels des Wienerwaldes, des 893 m hohen Schöpfls (Abb. 1), liegt, heute auch für sein Seniorenzentrum, in dem viele alte Menschen in einer wunderschönen Umgebung ihren Lebensabend verbringen.
Ausgangspunkt unserer Wanderung, bei der wir gleich drei Gipfel besteigen werden, ist das ehemalige GH St. Corona (ca. 555 m), das im vom Coronabach durchflossenen Tal unterhalb der Wallfahrtskirche liegt. Schon vom Ausgangspunkt hat man Richtung Nordwesten (Abb. 2) einen schönen Blick taleinwärts zum Schöpflkamm, den wir im Laufe unserer Rundtour bewandern werden.
Vorbei am ehemaligen Gasthaus biegen wir nach wenigen Metern beim früheren Schulgebäude (Abb. 3), das heute als örtliches Vereinszentrum dient, rechts von der Landstraße ab. Rechts vom Coronabach wandern wir auf einer asphaltierten Ortsstraße – hier verläuft auch der bereits erwähnte historische Rundweg – dem Waldgelände entgegen. Mit Überquerung des Coronabachs über eine Brücke betreten wir den Wald und den Schneidergraben. Auf einer Forststraße geht es in kurzer Zeit zu einer Lichtung mit einem eingezäunten Grundstück, auf dem ein größeres Gebäude steht. Am Ende der Lichtung zweigt nach etwa 10–15 Minuten vom Ausgangspunkt links ein breiterer Weg ab, in den wir einbiegen. Auf diesem geht es im Wald steiler auf den Waldhängen des links von uns liegenden Miesenbergs (785 m) bergauf. Nach Querung eines Forstwegs wird unser Weg zwar weniger steil, dafür aber etwas steiniger. Wir erreichen nach knapp 40–45 Minuten vom Ausgangspunkt einen Sattel (ca. 750 m, Abb. 4) mit einer großen Wegkreuzung, bei der neben unserem Weg mehrere Forststraßen aufeinandertreffen.
Wir gehen ein paar Schritte links und halten uns bei der sofort anschließenden Forststraßen-Gabelung rechts, weiterhin Richtung Nordwesten. Nach ungefähr 10 fast ebenen Minuten auf der Forststraße zweigt nach einer Linkskurve rechts ein Waldweg ab. Auf diesem im ersten Teil recht steil, dann eine zeitlang flach und dann wieder ansteigend den Waldhang querend, gelangen wir bei einer größeren Lichtung (Abb. 5) auf den markierten, querenden Schöpfl-Kammweg. Entweder in diesen rechts einbiegend und dann beim Waldrand links weglos aufsteigend oder gleich die Wiese halbrechts querend, stehen wir nach etwa 1¼–1½ Stunden und rund 300 Hm vom Ausgangspunkt auf unserem ersten Gipfel, dem Wittenbachberg (846 m). Richtung Süden (Abb. 6) erfreuen wir uns an einem schönen Alpenblick mit dem Schneeberg (2.076 m).
Wir kehren zurück zum Schöpfl-Kammweg, auf dem wir nun – erneut im Wald – Richtung Norden wieder einiges an Höhe verlieren. Bei der nächsten Lichtung (Abb. 7) beginnt der Aufstieg zu unserem zweiten Gipfel, dem Schöpfl. Abwechselnd über offenes Gelände und durch Waldabschnitte (Abb. 8) wandern wir jetzt nicht allzu steil aufwärts. Bei der links neben dem Weg stehenden Steinernen Bank (Abb. 9) erreichen wir das leicht hügelige Gipfelplateau. Wir queren die längliche Lichtung (Abb. 10) und wenden uns, gleich nachdem wir wieder Waldgebiet betreten haben, der links vom Weg stehenden Matraswarte (Abb. 11) auf dem höchsten Punkt des Schöpfls zu. Bis hierher haben wir vom Wittenbachberg ungefähr 35–40 Minuten bzw. vom Ausgangspunkt ca. 2,0–2¼ Stunden benötigt, in denen wir mit den Gegensteigungen auf dem Kammweg knapp 400 Hm bewältigt haben.
Wenn es der oft recht starke Wind zulässt, sollte man die rund 15 m hohe Warte unbedingt erklimmen, denn der Rundblick ist sensationell! Im Süden (Abb. 12) reicht der Blick zu den niederösterreichischen Voralpen wie zum nahen Hocheck (1.037 m) und zu den dahinter liegenden, schon höheren Kalkalpen – vom Schneeberg über die Rax (2.007 m), die Hohe Veitsch (1.981 m) und den Göller (1.766 m) bis zum Ötscher (1.893 m). Im Westen (Abb. 13) sieht man die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten sowie die Berge des Dunkelsteiner Waldes und der Wachau. Im Norden (Abb. 14) überblickt man sehr schön das Alpenvorland bis zur Donau. Und im Osten (Abb. 15) reihen sich bis zur Bundeshauptstadt Wien die bewaldeten Hügel des Wienerwaldes. Im Vordergrund ist mit den weißen Kuppeln des Leopold Figl-Observatoriums auf dem Mitterschöpfl (882 m) unser nächster Gipfel zu sehen.
Vorbei am direkt neben der Matraswarte stehenden Obelisken (Abb. 16) kehren wir Richtung Norden zurück zum Schöpfl-Kammweg und erreichen auf diesem mit wenigen Schritten das auf einer weiteren Lichtung neu errichtete Gipfelkreuz (Abb. 17) und gleich darunter das Schöpfl-Schutzhaus (ca. 870 m, Abb. 18), die einzige Einkehrmöglichkeit auf unserer Tour. Kurz geht es auf einem Sandweg noch Richtung Norden, dann wendet sich dieser mit einem Rechtsbogen Richtung Südosten und führt gemütlich absteigend zum Sattel zwischen Schöpfl und Mitterschöpfl. Auf der links abzweigenden, mit Schranken gesicherten Forststraße geht es nun wieder aufwärts. Im obersten Teil kann man dann entscheiden, ob man auf der Forststraße verbleibt oder ob man links einen steilen, leicht verwachsenen und direkt aufsteigenden Weg im Wald benutzt. Rund 15–20 Minuten von der Matraswarte erreicht man das Observatorium mit dem größten Spiegelteleskop Österreichs (Abb. 19).
Kurz vor dem meistens verschlossenen Haupttor steht auf der Forststraße gegenüber von einem kleinen Gebäude ein Sendemast. In seiner unmittelbaren Umgebung zweigt vom Forstweg Richtung Süden ein steiler, etwas steiniger Weg ab, auf dem wir nun absteigen. Wir passieren eine Lichtung, biegen nach rund 10 Minuten rechts in eine querende Forststraße ein und gehen mit wenigen Schritten zum markierten Weg, auf den wir links abbiegen. Jetzt längere Zeit recht bequem Richtung Südosten absteigend, mündet unser breiter, nur mäßig steiniger Weg bei einer Wegkreuzung in eine Forststraße, auf der wir geradeaus weiter zum großflächigen, offenen Wiesengelände wandern, das wir vom Mitterschöpfl nach 35–40 Minuten erreichen. Rechts vorbei an einem auf der Wiese stehenden, recht großen Metallkreuz (Abb. 20) – mit dem Hocheck im Hintergrund – und links entlang der am Waldrand befindlichen Kreuzwegstationen (Abb. 21) wandern wir nun in wenigen Minuten abwärts zum örtlichen Friedhof und zur eher kleinen Wallfahrtskirche von St. Corona am Schöpfl (580 m, Abb. 22). Über eine schmale, asphaltierte Zufahrtsstraße gehen wir hinunter ins Ortszentrum (Abb. 23) zum neu gestalteten Brunnen mit dem heilenden Wasser, wo wir rechts mit ein paar Schritten nach etwa 1¼–1½ Stunden vom Schöpfl-Gipfel mit Besteigung des Mitterschöpfls den Ausgangspunkt erreichen.
Neben dem historischen Rundweg sollte man nach unserer Wanderung noch die ca. 7 km entfernte Basilika Klein-Mariazell (Abb. 24) mit ihrem prachtvoll gestalteten Innenraum (Abb. 25) besuchen.