Wandertipps > Niederösterreich > Göller von Nordosten/Kernhof
Göller von Nordosten/Kernhof:
Eine lange, anstrengende Wanderung nahe der Landesgrenze
Göller von Nordosten/Kernhof Abbildung 1
Abb. 1

Der 1.766 Meter hohe Göller (Abb. 1) gehört weder zu den spektakulärsten noch zu den höchsten Gipfeln der Wiener Hausberge. Im Gegensatz zu Schneeberg, Rax, Schneealpe und Ötscher, die an sonnigen Wochenenden meist von Menschenmassen gestürmt werden, ist der Göller unter Bergwanderern aus Wien, Niederösterreich und der Steiermark noch so etwas wie ein Geheimtipp. Doch Auf- und Abstieg, egal, welchen der wenigen markierten Steige man auswählt, versprechen eine durchaus anstrengende, teilweise anspruchsvolle und an heißen Tagen schweißtreibende Bergtour.

Von der Nordseite, also der niederösterreichischen Seite dieses Grenzberges zur Steiermark, führen zwei Touren auf den Göller. Etwas kürzer ist dabei mit nur 800 Hm, dafür aber speziell im Gipfelbereich sehr steil, der Weg vom Gscheid (960 m). Bei der längeren Tour, bei der von Kernhof mit kleineren Gegensteigungen ca. 1.100 Hm zu überwinden sind, sind speziell an windigen Tagen auf dem schmalen Grat zwischen dem Kleinen Göller und dem Hauptgipfel des Göllers oberhalb der sehr steilen Karlgrube unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Wer will, kann die beiden Varianten auch verbinden, leider gibt es aber zwischen Gscheid und Kernhof keine öffentliche Bus-Verbindung mehr. Schade!

Nachfolgend beschreiben wir die Wanderung, die von Kernhof über den Waldhüttsattel und die Göllerhütte auf den Göller führt. Kernhof (490 m) ist weit über die Grenzen der Region für sein „Kameltheater“ bekannt. Großartig ist vom kleinen Ort auch der Blick Richtung Osten zum felsigen Gippel (1.669 m, Abb. 2). Rechts vom örtlichen Feuerwehrhaus (Abb. 3), in dessen Umgebung auch genügend Parkplätze zur Verfügung stehen, startet die Wanderung auf einer Dorfstraße Richtung Süden. Schon bald verlässt man diese und zweigt links auf einen Forstweg, der Richtung Wald führt, ab. Nach Betreten des Waldes zweigt rechts der Wanderweg ab. Nach wenigen Schritten teilt sich dieser wieder, geradeaus geht es zu einem Wasserfall, links zum Göller. Auf breitem Weg nähert man sich einer Steilstufe, die nun auf einem schön angelegten, teilweise etwas steinigen Steig mit Hilfe von Serpentinen ohne Probleme erklommen wird. Vorbei an einem kurzen Kammstück – mit einem Blick zum Gippel – quert der nun nur noch wenig ansteigende Weg in westlicher Richtung einen Waldhang, wendet sich wieder nach Süden und erreicht nach ca. 45 Minuten vom Ausgangspunkt eine Forststraße (ca. 1.000 m). Ab hier gibt es nun laufend schöne Ausblicke zum Gippel im Osten (Abb. 4) und zur Hofalm.

Nach wenigen Schritten verlässt man den Forstweg wieder, um parallel zu diesem – einen Waldhang querend – nach Süden mäßig steil aufzusteigen. Der Steig bringt uns dann zu einem Bergkamm, der weiter in südliche Richtung, nun aber wieder etwas steiler zu erklimmen ist. Dann folgt ein technisch schwierigeres Teilstück unserer Wanderung: Zwar fast eben, aber nun auf einem teilweise sehr schmalen Pfad muss mit etwas Vorsicht eine weitere Hangquerung (Abb. 5) – weiter in Richtung Süden – bewältigt werden. Speziell unterhalb einiger Felsen der nach Osten extrem steil abfallenden Hänge des Schwarzkogels ist Schwindelfreiheit und vor allem bei feuchten Wegverhältnissen auch Trittsicherheit nötig. Etwa 10–15 Minuten benötigt man für diesen Wegteil, dann geht es nochmals ein kurzes Stück hinauf, wobei einige harmlose Holzstufen dabei behilflich sind. Kurz danach erreicht man den Waldhüttsattel (1.266 m, Abb. 6), wo von Süden die Forststraße vom Lahnsattel und dem Donaudörfl – einem weiteren optionalen Ausgangspunkt für Wanderungen auf den Göller – herauf kommt und links der weitere Aufstiegsweg zur Hofalm und zum Gippel abzweigt. Für die knapp 600 Hm, das ist knapp über der Hälfte der zu ersteigenden Höhenmeter auf den Göller, benötigt man etwa 1½–1¾ Stunden vom Ausgangspunkt in Kernhof.

Wir zweigen rechts ab und wandern mit einem ersten Blick (Abb. 7) zum vorgelagerten Kleinen Göller (1.673 m) und dem Göller dahinter auf einer Forststraße Richtung Westen weiter. Nach knapp über 10 Minuten endet diese am Rand einer größeren Wiese und geht in einen Steig über. Vor uns eine steile, bewaldete Erhebung, der wir uns mit wenigen Schritten in einem leichten Auf und Ab nähern. Direkt aufsteigend marschieren wir auf gut begehbarem Steig in Serpentinen den steilen Waldhang hinauf zur Göllerhütte (1.440 m, Abb. 8), welche wir vom Waldhüttsattel nach ungefähr 25–30 Minuten erreichen.

Kurz noch aufwärts, verlieren wir auf einem Waldsteig wieder einiges an Höhe. Links neben dem Kamm geht es dann mäßig steil zu einer Wiese. Anschließend wartet eine etwas steinige Steilstufe auf uns, die aber problemlos gemeistert wird. Rund 15 Minuten von der Göllerhütte entfernt, betreten wir das Gelände der Göllerwiese, wo der Kleine Göller schon recht nah erscheint (Abb. 9). Nach einem letzten Waldstück und nach einer Wiese wendet sich unser stets ansteigender Steig halblinks nach Südwesten und erreicht das Latschengelände. Zu Beginn noch mäßig steil, wird dieses nach einer kleineren Felsstelle immer steiler und auch steiniger. Speziell bei nassen Bodenverhältnissen kann es hier auch recht rutschig sein. Kurz vor einem Gedenkkreuz (Abb. 10) zweigt links ein Steig ab, der steil in Serpentinen zum Gipfel des Kleinen Göllers führt.

Wir aber wandern weiter Richtung Westen und nähern uns dem bereits beschriebenen schmalen Grat (Abb. 11). Nachdem dieser gequert wurde, führt unser nun etwas ausgesetzter Steig nochmals kurz abwärts und dann steil hinauf zur länglichen Gipfelwiese des Göllers (Abb. 12). Vom Göller Schutzhaus sollte man bis zum Gipfelkreuz (Abb. 13) etwa 1¼–1½ Stunden, für den gesamten Aufstieg von Kernhof etwa 3,0–3½ Stunden einplanen.

Vom Gipfel des Göllers genießt man einen wunderbaren Rundblick und Fernblick, der an klaren Tagen bis zum Dachstein reicht. Direkt und unübersehbar im Osten der "kleine Bruder" des Göllers, der 1.669 m hohe Gippel (Abb. 14), der mit seinem felsigen Gipfelaufbau aus Dachsteinkalk – der Göller besteht aus Dolomit – wesentlich spektakulärer wirkt. Vom Schneeberg im Osten (Abb. 15) bis zum Ötscher im Westen (Abb. 16), den Gutensteiner Alpen (Reisalpe, Unterberg) im Norden (Abb. 17) und den Mürzsteger Alpen (Rax, Schneealpe, Hohe Veitsch) im Süden (Abb. 18) (Abb. 19) sind fast alle Gipfel im Nahbereich von Wien und Graz zu erblicken. Dazu zählen natürlich auch die Gipfel der Grazer Hausberge und des Hochschwab-Massivs. Schön auch der Blick Richtung Südwesten zum benachbarten Terzer Göller (1.729 m, Abb. 20) und Richtung Nordwesten (Abb. 21), wo man den Wegverlauf von Nordwesten vom Gscheid sehr gut überblickt.

Der Abstieg, für den man ungefähr 2½–3,0 Stunden benötigt und der immer wieder Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit erfordert, erfolgt am Aufstiegsweg und bietet speziell am Weg zurück zur Göllerhütte Richtung Osten beeindruckende Blicke zuerst zum Kleinen Göller (Abb. 22) und später zum Gippel und zur Hofalm (Abb. 23) mit den Wiener Alpen im Hintergrund. Im Norden (Abb. 24) erfreut man sich im Bereich oberhalb der Waldgrenze an der Aussicht zu den Niederösterreichischen Voralpen und zum Ausgangspunkt.

HM/Zeit:
Von Kernhof über den Waldhüttsattel und das Göller Schutzhaus auf den Göller mit geringen Gegensteigungen ca. 1.100 Hm in etwa 3,0–3½ Stunden (Aufstieg) bzw. ca. 2½–3,0 Stunden Stunden (Abstieg).
Zeitraum:
Ende April-Ende Oktober
Anforderungen:
Anstrengende und lange, aber technisch unschwierige Tour auf gut markierten Wegen und Steigen. Vorsicht am schmalen Grat zwischen dem Göller und dem Kleinen Göller (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig) sowie am Weg im oberen Teil zwischen Kernhof und dem Waldhüttsattel und beim steilen Gipfelauf- bzw. -abstieg (Trittsicherheit).
Highlights:
Rundblick vom Gipfel des Göllers und der schmale Grat zwischen dem Göller und dem Kleinen Göller, das Kameltheater in Kernhof
Anfahrt:
Von Norden (St. Pölten) über die Bundesstraße B 20, ab Freiland auf der B 214 und weiter auf der B 21 bis Kernhof, von Südosten (Mürzzuschlag) auf der B 23 über den Lahnsattel bis Terz und weiter auf der B 21 über das Gscheid bis Kernhof und von Südwesten (Kapfenberg) auf der B 20 bis Mariazell und weiter auf der B 21 über das Gscheid bis Kernhof. In Kernhof nahe dem Feuerwehrhaus parken.
Einkehr:
Göller Schutzhaus, GH in Kernhof
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89 Geogr. Länge/Breite: 15°32‘39‘‘/47°48‘54‘‘ Rechtswert (UTM): 540750 m (Zone: 33 N) Hochwert (UTM): 5295910 m (Zone: 33 N)
BEV Plan:
ÖK50/4205 und 4211
Herzlichen Dank an unsere Sponsoren: