Pribitztörl:
Auf dem – fast unbekannten – Reitsteig zur Sonnschienalm
Die felsige Pribitz (Abb. 1), auf die der nachfolgende Wandertipp führt, ist zwar mit 1.579 m bei Weitem nicht der höchste Gipfel, gehört aber zu den mächtigsten Bergstöcken in der Hochschwab-Region. Die um 5 Hm höhere höchste Stelle (1.584 m) befindet sich unweit des Pribitztörls, zu dem unsere Wanderung führt, im Norden und das Gipfelkreuz am Südende des hügeligen, kilometerlangen Gipfelplateaus Von diesem stürzen im Westen, Süden und Osten gewaltige Felswände talwärts. Nur von Norden kann man bequem von der Sonnschienhütte (1.523 m), der wir uns beim nachfolgenden Wandertipp beim Abstieg auch nähern werden, in einem ständigen, leichten Auf und Ab auf die Pribitz wandern.
Ziemlich genau 800 Hm direkt unterhalb des ein wenig ärmlich anmutenden Gipfelkreuzes liegt der berühmte Grüne See (776 m, Abb. 2). Bis zum Gewinn der ersten Staffel der ORF-Sendung „9 Plätze – 9 Schätze“ Ende Oktober 2014 fristete der kleine See eher ein stiefmütterliches Dasein, doch mit der Wahl zum „Schönsten Platz Österreichs“ durch ein Millionenpublikum änderte sich das schlagartig. Jeder wollte plötzlich das Phänomen erkunden, woher der See seine grelle Farbe hat und weshalb er im Frühling seine Umgebung überschwemmt und im Herbst fast austrocknet.
Da die für „normale“ Bergwanderer ohne Klettereinlagen gehbaren Touren vom Grünen See zum Gipfelkreuz des Pribitz entweder über den Klammboden östlich bzw. über die sogenannte Russenstraße westlich des Pribitz sehr lang und anstrengend sind, empfiehlt sich als Ausgangspunkt der Parkplatz Jassing (ca. 890 m) – in einem Tal westlich unseres Gipfelziels. Dadurch spart man sich schon einiges an Wegstrecke und Zeit. Folgt man den meisten Plänen und Wanderbeschreibungen, erfolgt hier der Aufstieg gewöhnlich über die Russenstraße Richtung Norden zur Sonnschienalm und von dort Richtung Süden auf den Bergstock der Pribitz. Ein kaum bekannter und auf Plänen meist nicht eingezeichneter Steig, der Reitsteig, den wir verwenden werden, führt sehr schön von Nordwesten auf das Plateau und verkürzt nochmals die Tour, die trotzdem lang genug ist. Noch ein wichtiger Hinweis: Wer mit dem Auto zum Parkplatz Jassing muss bereits beim Parkplatz beim Grünen See ein Parkticket lösen. Kurz bevor man dann nach knapp 6 km langer Fahrt vorbei am berühmten See – teilweise auf einer etwas holprigen Sandstraße – unseren Ausgangspunkt erreicht, könnte der Blick von der Pfarreralm Richtung Osten (Abb. 3) die steilen und felsigen Hänge aufwärts manche Bergwanderer verunsichern. Aber keine Angst: Der von uns beim Aufstieg benützte Reitsteig ist gut begehbar angelegt, grundsätzlich gut gepflegt – und im oberen Teil auch mit blauen Punkten markiert.
Vom Parkplatz Jassing geht es auf einem Steig ca. 10 Hm abwärts zum Beginn der sogenannten „Russenstraße“, einer teilweise kühn angelegten Forststraße, die direkt zur Sonnschienalm führt. „Russenstraße“ heißt sie deshalb, weil sie im steilen, felsigen Waldgelände von russischen Kriegsgefangenen im 1.Weltkrieg gebaut wurde. Zuerst gemächlich ansteigend, biegen wir nach rund 5–10 Minuten rechts in den querenden Reitsteig (ca. 930 m) ein. Vorsicht: Der Einstieg ist leicht zu übersehen (Abb. 4)! Eine Zeit lang im Waldgelände mäßig steil ansteigend wandern wir zunächst Richtung Südosten. Mit einer Serpentine geht es dann länger hoch über den unter uns sichtbaren Wiesen der Jassingalm (Abb. 5) Richtung Norden. Speziell bei Lichtungen verengt sich unser Steig, was aber in der Regel kein Problem darstellen sollte. Ungefähr 25–30 Minuten vom Ausgangspunkt quert man etwas nach links versetzt eine Forststraße. 5-10 Minuten später mündet dann der untere Teil des Reitsteigs – diesen könnte man über die Russenstraße und die nach ca. 30 Minuten rechts abzweigende Forststraße umgehen – in eben diese breite Forststraße (ca. 1.130 m), in die wir rechts einbiegen. Auf ihr verbleiben wir nun länger und nähern uns Richtung Norden bis zur nächsten Serpentine einer mächtigen Felswand (Abb. 6), unter der wir beim Abstieg auf der Russenstraße direkt vorbeikommen werden. Nach einigen Serpentinen und einem Wegstück Richtung Süden gelangen wir rund 70–75 Minuten später zu einer Forststraßen-Teilung (1.220 m), bei der wir geradeaus ein paar Schritte weitergehen. Man muss aufpassen, dass man den links mit blauen Punkten „inoffiziell“ gekennzeichneten, abzweigenden oberen Teil des Reitsteigs nicht übersieht!
Stets ist unser Steig – wegen der blauen Punkte – gut erkennbar. Wir queren kurz noch den steilen Waldhang, bevor es Richtung Osten mit Serpentinen im schwach ausgeprägten Pribitztal nur einmal etwas steiler aufwärts geht. An Stellen des Reitsteigs, die durch Folgen von Unwettern beeinträchtigt sein könnten (Abb. 7), merkt man, dass den Einheimischen, die diesen gerne verwenden, seine Erhaltung wichtig ist. Das steile Waldgelände lässt zwar nur wenig Aussicht zu, aber auf den seltenen Lichtungen ergeben sich immer wieder schöne Blicke in die imposante, uns umgebende Bergwelt, wie zum Beispiel zum Ebenstein (2.123 m, Abb. 8) hinter „unserer“ Felswand. Nach Durchquerung eines Mini-Grabens (Abb. 9) und der Erklimmung einer rechts gelegenen, kleinen Steilstelle, die mit Hilfe der Hände problemlos bewältigt wird, öffnet sich langsam das Waldgelände. Mit einem Links- und einem bald folgenden Rechtsbogen erreichen wir kurz vor seinem oberen Ende wieder das Pribitztal (Abb. 10), das wir – fast gemütlich auf breitem Graspfad – mäßig ansteigend durchwandern. Bei einer Weggabelung halten wir uns links und marschieren noch einige Minuten in einer Serpentine aufwärts. Nach rund 2½–2¾ Stunden vom Ausgangspunkt mündet der Reitsteig am Pribitz-Plateau in eine Forststraße (ca. 1530 m, Abb. 11).
Rechts könnte man in einem längeren, ständigen Auf und Ab Richtung Süden zur Pribitzalm (1.400 m) und zum Gipfelkreuz wandern. Wir aber halten uns links und gehen auf der Forststraße im offenen Gelände – mit schönem Blick Richtung Süden (Abb. 12) über das waldige und hügelige Pribitz-Plateau und zur mächtigen Meßnerin (1.835 m) und Richtung Südwesten (Abb. 13) zum Gebirgsstock des Trenchtlings – zuerst ein paar Schritte mäßig steil Richtung Osten und dann nach einer Linkskurve Richtung Norden. Schon ein paar Minuten später nähern wir uns dem Pribitztörl (Abb. 14) und den gleich daneben liegenden höchsten Stellen auf dem Plateau. Für unseren Aufstieg, bei dem wir ziemlich genau 700 Hm gemeistert haben, benötigt man ungefähr 2¾–3,0 Stunden.
Egal, ob man die höchste, auf einem Felsvorsprung (Abb. 15) liegende Stelle über dichtes Latschengelände mit wenigen Schritten erklimmt oder auf dem Forstweg bleibt, die Aussicht ist großartig! Richtung Nordosten (Abb. 16) sieht man den nach Osten verlaufenden Hauptkamm des Hochschwabs (2.277 m) bis in die grasige Gipfelregion. Besonders beeindruckend ist der Blick Richtung Westen (Abb. 17) die steilen Felswände abwärts in die Jassing und die Täler rund um die Griesmauer mit der Vordernberger Griesmauer (2.014 m), der TAC-Spitze (2.019 m) und dem Griesmauerkogel (2.034 m) als höchstem Gipfel, der auch als Eisenerzer Griesmauer bezeichnet wird.
Mit Blick zum Ebenstein (Abb. 18) und dem rechts davon liegenden Hinteren Polster (2.057 m) wandern wir nun auf der Forststraße in einem ständigen Auf und Ab – durch lichtes Waldgelände und vorbei an einem Wassertümpel (Abb. 19) – Richtung Nordwesten der Sonnschienalm entgegen, deren südliches Ende wir nach knapp 20–25 Minuten vom Pribitztörl erreichen. Wer will, kann von hier in ungefähr 5–10 Minuten zur bewirtschafteten Alm gehen. Wir bleiben aber jetzt kurz Richtung Westen aufsteigend auf dem Südrand, genießen den grandiosen Blick (Abb. 20) über das vor uns liegende Almgelände und biegen auf einem Sattel (ca. 1.540 m) links in die Russenstraße ein, die wir aber halblinks auf einen parallel verlaufenden Weg gleich wieder verlassen. Nochmals mit einer Gegensteigung, dann länger flach, abschließend aber an zwei Stellen steiler und steiniger bergab, gelangen wir nach 20 Minuten nahe dem Sonnschientörl erneut auf die Forststraße. Man kann auf dem langen Weg zurück zum Ausgangspunkt immer in regelmäßigen Abständen auch – sehr steile und steinige – Abkürzungen verwenden, wir raten aber dazu, auf der Russenstraße zu bleiben. Im oberen Teil queren wir im Bereich Lawinengang unterhalb einer Felswand (Steinschlaggefahr!) erstmals das meist ausgetrocknete Bachbett des Sonnschienbachs. Nochmals der Hinweis, dass es hier besser ist, auf der Russenstraße zu bleiben, weil sich auf dieser, die jetzt mit vielen Serpentinen talwärts führt, immer wieder beeindruckende Blicke zu jener Felswand (Abb. 21), die wir auf dem Reitsteig schon gesehen haben, und auch zu unserem Aufstiegsgelände (Abb. 22) westlich des Pribitztörls öffnen. Der Blick Richtung Süden (Abb. 23) ins Tal und zum Trenchtling-Bergstock mit dem Hochturm (2.081 m) im Hintergrund ist ebenso großartig. Nach der zweiten Querung des meist ausgetrockneten, breiten Bachbetts des Sonnschienbachs kommen wir zu jener Abzweigung, bei der man – ohne den unteren Teil des Reitsteigs zu verwenden – über die Forststraße zu seinem oberen Teil gelangen kann. Es folgen weitere Abzweigungen, die wir ignorieren, und der mächtige Wasserstein (Abb. 24), der rechts von der Russenstraße steht. Bald schon kommen wir zur Abzweigung des unteren Reitsteigs, bei dem wir unsere Rundtour gestartet haben. Nachdem wir kurz danach den unteren Beginn der Russenstraße erreicht haben, geht es wieder ein paar Meter aufwärts zu unserem Ausgangspunkt, zu dem wir vom Pribitztörl nach ungefähr 2¼–2½ Stunden gelangen.
Zum Abschluss noch ein Tipp: Kurz vor Sonnenuntergang ergeben sich beim Grünen See oft fantastische Spiegelungen der Messnerin (Abb. 25)!
Geogr. Länge/Breite: 15°01‘52‘‘/47°33‘28‘‘
Rechtswert (UTM): 502360 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5267180 m (Zone: 33 N)